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ERINNERUNGEN |
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Michidiers66
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Die Betrachtung meiner Williams Hefte
ist für mich stets Erinnerung an meine Kindheitstage. Sich diese anzuschauen, ist wie eine Zeitreise von über 30 Jahren zurück in meine Kindheit. Sehe ich (geboren 1966) mir heutzutage die Hefte nach vielen Jahren oder Jahrzehnten an, so ist es verwunderlich, dass ich mich an einzelne Kleinigkeiten aus dieser Vielzahl von Bildern und Sprechblasen immer noch erinnern kann.
So, als hätte ich sie erst gestern durchgelesen...
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WIE ALLES BEGANN...(ORIGINS)
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Bei einem Besuch bei einem damaligen Freund fiel mir unter einem Stapel von Micky Maus-Heften ein Comic ohne Umschlag auf, wie ich es vorher noch nicht gesehen hatte. Es war nicht witzig, wie die Fix und Foxi, Micky Maus, Tom Berry und Felix-Comics, die ich schon kannte. Die Bilder, die ich darin sah, raubten mir einfach den Atem. Da ich damals als Vorschüler natürlich noch nicht lesen konnte, machten die Bilder daher wohl einen umso größeren Eindruck auf mich.
Das Heft war eine schwarz/weiß gezeichnete Ausgabe einer Gruppe von Überwesen in einem Abenteuer in Afrika. Ich kann mich noch heute an einen großen, steinernen Panther in einem Urwald erinnern und ganz besonders an ein auf mich so mächtig und unheimlich wirkendes Wesen mit steinerner Haut, sowie ein Mensch, der sich in eine menschliche Fackel verwandeln und sogar auch noch fliegen konnte.
Nach heutiger Kenntnis muss ich wohl ein HIT-Comic von BSV der Fantastischen Vier mit einem Abenteuer mit dem Black Panther in Wakanda in der Hand gehabt haben. Einen bleibenden Eindruck hatte das in s/w so unheimlich, aber dennoch nicht beängstigend wirkende Ding auf mich gemacht. Der Grundstein für eine Leidenschaft, die mich bis heute begleiten sollte, war hier gelegt. Die
Initialzündung sollte aber noch 3 Jahre auf sich warten lassen.
Etwa 2 Jahre später im Jahre 1974 verbrachte ich meine Sommerferien bei meiner Oma. Gegenüber dem Hause befand sich ein kleiner Kiosk. Auf meinem Drängen hin kaufte sie mir dort ein Supermann-Heft vom Ehapa Verlag mit einer Geschichte über dem Kampf von Batman gegen einen Werwolf. Ein aus meiner heutigen Sicht geniales Comic, gezeichnet von Altmeister Neal Adams. Trotz Warnungen des
Kioskver-
käufers (ich habe noch heute seine Worte im Ohr: „Ist das denn schon was für den?“), der wohl mit dem Inhalt der Story vertraut war und das Heft misstrauisch an meine Oma herausgab, wollte ich mit aller Gewalt diese Ausgabe haben.
Der Dunkle Ritter hatte einfach ein nicht zu erklärendes Begehren in mir geweckt. Beim Durchlesen des Heftes dann in der Wohnung meiner Oma bekam ich allerdings dermaßen Angst vor dem Werwolf und der düsteren Story, die so unheimlich beängstigend von Neals Adams gezeichnet wurde, dass diese Ausgabe gegen ein Fix und Foxi-Heft umgetauscht werden musste.
Damals war ich in meinem Verlangen nach einem Comic mit Superwesen wohl einfach übers Ziel
hinaus-
geschossen, ich hatte allerdings aber auch eine der wohl unheimlichsten Batman-Geschichten aller Zeiten erwischt.
Die Sommerferien 1975 verbrachte ich bei meinem großen Bruder. Hier
sorgte dessen Freundin und jetzige Ehefrau wohl dafür, dass nun
alles beginnen konnte. Sie wollte mir an einem Kiosk in
Oldenburg-Donnerschwee, direkt neben dem alten Stadion „Am Donnerschwee“ , in dem ich die nächsten Jahre noch so viele schöne Fußballspiele des VFB Oldenburg zu sehen bekommen sollte, ein Comic kaufen. Ich durfte es mir sogar selber aus einer großen Menge dort aushängender Hefte aussuchen.
Ich entschied mich ohne große Überlegung für ein mir bis dahin vollkommen unbekanntes Comic mit einem toll verkleideten Helden, der sich waghalsig von einer Häuserwand auf einen Gegner fallen lies. Es war die Nummer 35 von „Die Spinne“ aus dem Williams Verlag. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass der Verkäufer sagte, dass der Preis der Ausgabe von ihm reduziert worden wäre, da er diese nicht wieder zurückgeben könne. Das spricht nach heutiger Sicht gegen den Grundsatz des Phasenvertriebes. Erklären kann ich es mir jedenfalls nicht.
Der Held des Heftes war im Gegensatz zu dem so düsteren Batman-Comic von einem Jahr zuvor noch sehr jung und ging noch zur Schule, in der er von seinen Mitschülern gehänselt wurde. Also eigentlich gar nicht sooo richtig ein Held. Ich konnte mich sofort mit ihm identifizieren. Sogar der Gegenspieler Kraven der Jäger hatte meine vollsten Sympathien. Als ich dann noch die Rückseite betrachtete, sah ich, dass es noch ein ganzes Universum von ähnlichen Helden gab.
Aufgrund der vorgestellten Covers für die nächste Monatsproduktion
legte ich auch schon eine Sympathiereihenfolge fest, obwohl ich ja bisher nur die Spinne gelesen hatte:
1. Thor, 2. Spinne, 3. Rächer, 4. FV, 5. Hulk, 6. Frankenstein, 7. Dracula.
Ja, der mächtige Thor mit seinen langen blonden Haaren, der gelb-schwarz-blauen Kleidung und dem Hammer, der sich anschickte einen Gegner zu besiegen, der aus dem Himmel auf einer riesigen Roboterhand stehend zu ihm herabgereicht wird. Das musste einfach der beste Held von allen sein...
Mit der Spinne Nr. 35 begann dann auch meine Sammlung. Meine Freunde aus der Straße konnte ich sofort für die Spinne begeistern. Und als dann noch bekannt wurde, dass ein älterer Junge aus einer anderen Straße Marvel Comics besäße und seine komplette Sammlung
verkaufte, haben wir für 20 Pfennig pro Heft uns dort nach und nach Hefte gekauft.
So habe ich auch dort z.B. Die Spinne Nr. 1 für 20 Pfennig erworben – heutzutage undenkbar. Von dem älteren Jungen wussten wir eigentlich nur den Nachnamen „Sager“ und so hieß es stets: „Lass uns mal midn Rad nach (nicht zu!) Sager fahren und Marvels kaufen!“. Die Hefte lagerte er im Schrank seines
Mini-
zimmers , dass er obendrein noch mit seinem großen Bruder teilte. Komischerweise gab er die Marvels immer alle bereitwillig gegen 20 Pfennig heraus. Ich hatte mich schon damals immer gewundert, dass er die Dinger so billig verramschte.
Ich kaufte mir jedenfalls natürlich als erstes bei ihm Thor (die Nr. 29), dessen Zeichnungen von Jack Kirby mich allerdings damals sehr enttäuschten. Die Zeichnung des Covers versprach mir damals einfach mehr, als im Comic zeichnerisch dann geboten wurde. Aber das kannte ich schon beispielsweise aus den Bessy-Comics. Auch dort war das Cover immer weitaus besser gezeichnet, als die Panels.
Begeistern konnte mich aber die Zweitgeschichte um den so melancholischen und einsamen Silberstürmer, nicht zuletzt wegen der tollen Zeichnungen des sternen- und planetenüberladenen Weltalls von John Buscema. Insbesondere aber sein Schicksal, seine Einsamkeit, hervorgerufen durch die Ablehnung der Menschheit, hatte es mir angetan. Oft habe ich abends im Bett gelegen und daran gedacht, dass ich den von der Menschheit so gehassten Silberstürmer bei mir in meinem Kinderzimmer sicher Asyl gewährt hätte und sah ihn dabei vor meinem geistigen Auge mit seinem Surfbrett in meinem Zimmer weilend.
Auffällig war zu der Zeit die im Gegensatz zu heute starke Präsenz der Comics in den Geschäften. So hatte fast jeder Kiosk und Kaufmannsladen neben einer großen Menge von anderen Comics eben auch das gesamte Monatsangebot von Williams
ausliegend, wobei die Nerven meiner Mutter stets erneut auf eine Probe gestellt wurden, wenn ich quengelnd nach Lesestoff verlangte. Aber fast immer hatte mein Bemühen Erfolg, und wenn es nur ein Felix-Heft war.... Und wenn nicht, dann gab es natürlich auch immer Tränen.
Meine Lieblinge wurden aber mit der Zeit die ruhmreichen Rächer, die ich nach und nach auf Flohmärkten komplett nachkaufte. Zum Schluss fehle mir nur noch die Nr. 4. Diese bekam ich dann leider nur ohne Cover. Mein Lieblingsrächer war bis zur Ersterscheinung von Vision der riesige Goliath, dessen Kraft und Kostüm in Gelb/Blau es mir sehr angetan hatten. Lange Zeit sollten mich meine Helden noch begleiten, bis...
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HELDENFALL - KNIGHTFALL (1981-1984)
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Die Helden meiner Kindheit bekamen dann plötzlich einen so mächtigen Gegner zu spüren, gegen den sie einfach keine Chance hatten: Pubertät, Disco, Mofas, Feten, die ersten Biere, die ersten Mädchen etc. Die Hefte fielen aufgrund chronischen Geldmangels dem Verkauf zum Opfer. Die Helden in meinem Kopf waren tot, so tot wie der Williams Verlag, der so sang- und klanglos in der Versenkung verschwand und an dessen Erbe sich seinerzeit Condor vergeblich bemühte. |
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HEROES REBORN (1988-1998)
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Die Wirren dieser pubertären Jahre verlassend begann ich mich dann langsam auf meine Liebe für Comics zurückzubesinnen. Zunächst kaufte ich zaghaft auf Flohmärken alte Zack-Alben, wie Michel Vaillant, Blueberry, Dan Cooper, Rick Master, Luc Orient etc. nach.
Davon inspiriert begann die Zeit der franco-belgischen Comics aus Verlagen wie Carlsen, Feest, Ehapa, Splitter etc. mit tollen Zeichnern und Autoren wie Möbius, Bilal, Herman und der megageniale Hulet.
Die Marvels fristeten noch immer ihr klägliches Dasein im Condor Verlag und spielten auf dem allgemeinen Comicmarkt, der von den franco-belgischen Alben dominiert wurde,
eine eher untergeordnete Rolle. Sie spukten aber doch immer noch irgendwie in meinem Kopf herum. Ich begann mich
immer mehr wieder auf die Williams zurückzubesinnen, jedoch ohne konkret kaufend tätig zu werden. |
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DIE RÜCKKEHR DER HELDEN (1998- heute)
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Alles änderte sich, als ich bei meinem Comic Händler hier in Oldenburg die ersten Amalgam-Ausgaben von Dino und vor allem des Panini Verlages von Spinne, X-Men und Wolverine, den ich bis dato überhaupt nicht kannte, sah und auch sofort kaufte. Plötzlich war alles wieder da. Ich wollte nun auch meine Williams zurückhaben. Für viel Geld habe ich mir Die Spinne und Die ruhmreichen Rächer komplett nachgekauft.
Dank solcher Einrichtungen im Internet wie Ebay kann ich mir nach und nach weitere alte „Marvelhefte“ ersteigern. So bin ich eifrig dabei, Horror, FV, Thor und Dr. Strange zu komplettieren. Sogar meine Rächer konnte ich nach der Williams Endnummer 100 im Avengers US-Essential 5 nun auch weiterlesen. Habe es inzwischen durch und warte darauf, dass bald einmal die Nr. 6 erscheint.
Innerhalb meiner Familie haben sich die Hefte auch etabliert, so können sich meine Kinder durchaus für die Helden begeistern, die Marvelfilme sind ein „must see“. Bei meiner Frau löse ich nach so vielen Jahren immer noch ein Kopfschütteln aus, sobald die Hefte auf dem Fussboden verteilt herumliegen und zum hundertsten Mal von mir geordnet werden.
Die X-Men und Wolverine kaufe ich mir immer noch und bin mit diesen Serien im Großen und Ganzen auch recht zufrieden. Sogar vom Civil War-„Fieber“ habe ich mich anstecken lassen und mit Begeisterung gelesen. Ich habe mich im Panini Forum angemeldet und gebe dort gerne auch
mal meine Kritiken ab.
Seit 2004 habe ich aber aufgehört, mir weiterhin die aktuellen Spider-Man Serien zu kaufen. Es ist einfach nicht mehr die Spinne, die ich so liebte. Der Charakter ist meines Erachtens definitiv totgeschrieben. Zu viele verschiedene Autoren haben ihn dermaßen im Laufe der Jahre verwurschtelt, dass er ohne einen rigorosen Neubeginn sich immer tiefer eine Sackgasse hineinbewegt. Ein Schicksal, das mittelfristig
sicher auch meinen in den Serien so inflationär auftretenden, krallenbewehrten Freund Logan (Wolverine) bedrohen wird. |
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FAZIT
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Waren die Williams besser als die heutigen Marvels? Eine Antwort habe ich nicht darauf. Heutige Ausgaben wie die aktuellen Uncanny X-Men von Brubaker, Whedons Astonishing X-Men, Guggenheims/Ramos´ Wolverine, oder die Ausgaben um X-23 sind einfach tolle Comics der allerersten Klasse und sind den ersten Marvels erzähltechnisch und handwerklich einfach voraus.
Aber wird man von Ihnen auch in 30 Jahren noch reden? Und eben genau das haben die Williams Ausgaben allen nachkommenden Heften voraus: sind sind Kult, sie sind einfach zeitlos, so zeitlos wie die Musik von den Stones oder Filme von Sergio Leone.
Diesen Beweis sind die modernen Marvelcomics (noch) schuldig... |
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Michidiers66, 09.09.2007 |
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ARTIKEL
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