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DIE FANTASTISCHEN VIER # 74 und 75

 

gesehen von Peter L. Opmann

 

 
Komisches Gefühl: Kaum war ich wieder in die Serie eingestiegen, sollte es schon mit dem Ding ein für allemal vorbei sein – ich wußte natürlich nicht, daß es bei Marvel kaum ein „ein für allemal“ gibt. 
Ich konnte kaum nachvollziehen, warum das Ding unbedingt wieder zum Menschen gemacht werden mußte. Denn seine unverwechselbar schnoddrige Art basierte ja auf Dings Riesenkräften. Als Mensch konnte es eigentlich nur langweilig sein. Dies scheint auch die eigentliche Botschaft hinter der zweiteiligen Story von Stan Lee zu sein.

Der erste Teil beginnt ganz gemächlich. Die FV kehren aus der Mikrowelt zurück (siehe die Besprechung von # 71) und müssen sich in ihrer Welt erstmal wieder akklimatisieren. Reed Richards eilt in die Klinik, wo seine Frau Sue gerade in den Wehen liegt (noch einige Ausgaben lang übrigens). Ding versinkt in schnoddrigem Selbstmitleid. Er erwartet auch nicht viel von Reeds neuestem Versuch, ihn zurückzuverwandeln. Es klappt zwar, aber in früheren Fällen hatte das nicht lange angehalten. 
Zwischendurch sehen wir den Zauberer (der Anführer der Furchtbaren Vier) in Zivilklamotten, der neue Pläne gegen die FV schmiedet. Und dann schlägt er genau in dem Moment zu, als aus dem Ding wieder Ben Grimm geworden ist. Im Augenblick der Gefahr denkt es nicht mehr daran, daß es nun kein Superheld mehr ist, was auch der Zauberer überrascht feststellt:
 „Ich glaube, du weißt gar nicht, was inzwischen passiert ist.“

Grimm wird durch die Halle geschleudert und von Mr. Fantastic gerade noch vor dem Aufprall gerettet, der ihn wohl getötet hätte. Schließlich können die verbliebenen Fantastischen Drei den Zauberer in eine Art Riesenzentrifuge locken, in der sie ihn schwindelig schleudern. Aber der nächste Angreifer läßt nicht lange auf sich warten, von Kirsten Isele in der deutschen Übersetzung ziemlich uncool „der Androidmann“ genannt. 
Diese Figur wird als Schöpfung des verrückten Denkers eingeführt und entpuppt sich als eine Art Golem, der, einmal zum Leben erweckt, von normalen Menschen nicht mehr gestoppt werden kann. Ein insgesamt doch sehr farbloser Gegner der FV, der aber nur das vom Zauberer begonnene Werk vollenden soll, nämlich zu zeigen, daß es bei den FV ohne das Ding nicht geht.

Der Androidmann läuft in New York ein bißchen Amok, bis er auf das Restaurant stößt, in dem Ben Grimm gerade mit seiner Freundin, der blinden Alicia, sitzt. Erklärt wird das damit, daß Ben die Wunderhandschuhe des besiegten Zauberers bei sich hat, hinter denen Androidmann her ist. 
Auch als „normaler“ Mensch leistet Ben dem Monster tapfer Widerstand, muß aber erkennen, daß er es nur als Ding besiegen kann. Reed hat ihm freilich gesagt, daß er sich nur ein letztes Mal verwandeln und danach nie wieder zum Menschen werden kann. Aber was soll’s, wenn das Ding den Androidmann mit einem einzigen Schlag besiegen kann? Am Ende ist das Ding freilich beim vertrauten Selbstmitleid angekommen und trollt sich vom Ort des Geschehens, während es murmelt:
 „Warum sollte ich ein hergelaufener Niemand sein – wie der normale Ben Grimm – wenn ich das Ding sein kann… für immer!“ Wobei es durch spätere Ausgaben rasch eines Besseren belehrt werden wird.

Was soll ich zu den Zeichnungen schreiben? Jack Kirby ist der ultimative FV-Zeichner. In dieser Serie war er zweifellos am meisten „zuhause“. Was mich noch immer beindruckt, ist, wie mühelos er zwischen dramatischer Action und rührseligen Familienszenen der FV wechselt. Superheldenkämpfe sahen nie eindrucksvoller als bei Kirby aus. 
Wenn die FV aber nicht kämpfen, sind sie sehr individuell gezeichnete Charaktere. Die Gesichter sind zwar klischeehaft, wirken aber trotzdem lebendig. Der Leser ist richtiggehend zu Besuch bei den FV.

Der Dämon, vor allem in den von Gene Colan gestalteten Ausgaben, hätte wirklich ein eigenes Magazin verdient gehabt. Aber diese Episoden waren definitiv keine Lese-Sternstunden für mich – natürlich auch, weil sie immer in zwei Teile gerissen waren. 
In FV # 74 besiegt der Dämon den Stelzenmann, in FV # 75 bekommt er es mit echsenartigen Außerirdischen zu tun. In beiden Teilen geht es um DDs kleinen Schwindel mit seinem angeblichen Zwillingsbruder Mike, den er sich ausgedacht hat, um seine Geheimidentität zu schützen. 
Tolle Comics, leider unter Wert präsentiert.
  
  
Peter L. Opmann, 19.07.2007
 
 
 

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