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DIE
FANTASTISCHEN VIER # 90 |
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von Peter L. Opmann
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Von der Geburt von Franklin „B.“ Richards hatten Williams-Leser leider nichts mitbekommen, weil sie in einem
Annual stattfand, das in der deutschen FV-Serie nicht veröffentlicht wurde. Aber das Baby bot wiederholt Gelegenheit, aus der Superhelden- eine Familiensoap zu machen. Wobei Stan Lee hier das Kunststück gelingt, von der menschelnden Homestory fast übergangslos ins Horrorgenre umzusteuern, wodurch sie unzweifelhaft hervorsticht.
Diese Ausgabe ist zugleich die älteste, die ich als US-Heft besitze. Nach der Erwerbung
hatte ich natürlich sofort beide Hefte nebeneinandergelegt und Druck sowie vor allem Originaltext und Übersetzung (von Arend Buck) verglichen (wobei mir keine Fehler auffielen). Dadurch hat sich mir das Abenteuer stark eingeprägt.
Die Episode zu Beginn, wenn das Ding wieder mal übellaunig und frustriert herummosert, bis es erfährt, daß Klein-Franklin den zweiten Vornamen „Benjamin“ erhält, und den Jungen dann gerührt in seine Pranken nimmt, finde ich gut ausgedacht und geschickt erzählt.
Dann geht es darum, daß das Kind wegen der permanenten Gefahren, die
den FV drohen, bei einer Kinderfrau auf dem Land versteckt werden
soll. Beim Aufbruch mit dem Fantasticar zieht – wie in allen
klassischen Gruselgeschichten – ein schweres Gewitter auf, und das
Heim der Erzieherin, Miss Agatha Harkness, erweist sich gleich
darauf als „Psycho“-artiges gotisches Horrorhaus. Die alte Dame
selbst, begleitet von einer schwarzen Katze, ist eine zwischen
britischer Exzentrik und undefinierbarer Unheimlichkeit schillernde Figur. Ding gibt dazu einen drastischen Kommentar ab:
„Ich würde diese olle Krähe nicht mal auf meine Tante Petunia aufpassen lassen!“
Die Frightful Four passen zwar mit ihrem Namen hervorragend in diesen Rahmen, waren aber damals einfach die
Gegner vom Dienst. Der Zauberer, Anführer des finsteren Quartetts, beteuert freilich, es nicht auf das Baby abgesehen zu haben, trotzdem will er die FV
auf Agatha Harkness’ Anwesen angreifen.
Warum er gerade diesen unberechenbaren Kampfplatz wählt, läßt sich wohl nur mit Genreregeln erklären: In Horrorfilmen zieht es die Opfer immer ins
Gruselhaus. Wie schon in früheren Ausgaben gelingt es den Frightful Four jedoch, die FV dort einen nach dem anderen zu überrumpeln und auszuschalten. Selbst
als sich Medusa, die als Schwester von Johnny Storms damaliger Freundin Crystal
praktisch zur FV-Familie gehört, im entscheidenden Moment gegen ihre einstigen Kumpane wendet, scheint dies
die Bösewichter nicht aufhalten zu können. Der Trapster („Kleisterpeter“) macht Medusa mit seinem Leim kampfunfähig.
Obwohl der Zauberer, Sandmann und Kleisterpeter längst gesiegt haben, schicken sie sich jetzt erst an, ihre Rache zu vollenden. Ich habe damals keine Sekunde daran gezweifelt, daß das seine Richtigkeit haben muß. Und nun begegnen die Frightful Four Agatha Harkness. Sie sehen in ihr zunächst nur eine alte Schachtel, mit der sie sich nicht großartig abgeben müssen.
Aber die schwarze Katze wird zum Monsterraubtier, das den Zauberer erst in die Flucht schlägt und dann in den Wahnsinn treibt. Sandmann wird mit Hilfe einer zauberischen Geste versteinert, Kleisterpeter wiederum von einem schwarzen Monster zur Strecke gebracht. Ding und Fackel finden ihre Gegner leblos, aber natürlich nur betäubt, und haben keine Erklärung für das, was passiert ist, während sie gefangen waren. So befürchten sie für das Baby das Schlimmste, das aber in Miss Harkness’ Obhut friedlich schlummert. Nach einem kleinen abschließenden Dialog nimmt das abergläubische – aber in diesem Fall den richtigen Verdacht hegende – Ding vor der mysteriösen Frau Reißaus.
Es ist eine Geschichte mit einigen komischen Momenten zwischen den Gruseleffekten, weshalb man über ihre Schwächen und logischen Probleme auch heute
noch hinwegsehen kann. Sie hat in meinen Augen ihren Charme bewahrt. Jack Kirby und Joe Sinnott setzen sie wie gewohnt in beeindruckende Bilder um.
Der Dämon kämpft in der Zweitstory gegen den Käfer. Weil er erschöpft ist, läßt er sich diesmal überwältigen und gefangen nehmen, um frische Kräfte für den nächsten Kampf zu tanken. Zwischendurch erzählt der Käfer seine Entstehungsgeschichte. Gene Colans Pencils wurden hier von John Tartaglione geinkt.
Bemerkenswerter erscheint mir allerdings, daß die Story durch eine
ganzseitige Anzeige von Knorr unterbrochen wird, ein sehr seltener Anblick. Die Werbung für die legendären Sea-Monkeys auf dem Backcover, eine Variation der Urzeit-Krebse aus „Yps“, war dagegen beinahe eine Dauererscheinung. Insgesamt war aber das Williams-Anzeigengeschäft sicher nicht geeignet, die Lizenzen profitabler zu machen.
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Peter L. Opmann, 19.07.2007 |
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