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DIE
FANTASTISCHEN VIER # 94 |
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gesehen
von Peter L. Opmann
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Dieses Heft in meiner Sammlung
ist so zerlesen (jedenfalls sind die Seiten überwiegend
auseinandergefallen und notdürftig wieder geklebt), daß auf der Hand liegt, daß es mal zu meinen Lieblingsausgaben gehörte. Beim Wiederlesen bleibt davon nicht viel übrig.
Immerhin: Die Grundidee ist nicht schlecht. Und zwar: Die FV durchkreuzen die Pläne eines Außerirdischen, damit die NASA ungefährdet ihre erste Mondlandung über die Bühne bringen kann. Alles übrige der Story hat erheblich an Glanz eingebüßt. Auch bei den Zeichnungen wird teilweise ziemlich geschludert.
Halten wir erstmal fest: Das Original erschien 1970, also einige Zeit nach der tatsächlichen Mondlandung. Wäre es vorher
gewesen, hätte diese Geschichte sicher noch mehr Pep gehabt. Natürlich hätte Stan Lee dann die Realitätsnähe seiner Serie nicht so gut betonen können - er zitiert sogar die historischen Worte: "Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit."
Wenige Minuten zuvor haben die FV mit einem Roboter der Kree
aufgeräumt, der die Mondmission verhindern sollte.
Erstes Ärgernis: Das Cover erweckt einen falschen Eindruck - und versucht, den Leser auf eine falsche Fährte zu führen. Dies haben auch die US-Marvel-Leser normalerweise gar nicht gern gesehen. Nur auf dem Cover sind die FV auf dem Mond. Im Heft kämpfen sie gegen den Roboter auf einer Pazifikinsel, von wo aus er Todesstrahlen auf den Mond schicken will, um die NASA-Mission zu vereiteln.
Gravierender ist jedoch, daß der Gegner auf dem Cover nur als Schatten zu sehen ist. Fackel Johnny Storm sagt: "Das ist unmöglich! Er kann doch nicht hier sein!!"
Das klingt so, als ob die FV einem alten Bekannten gegenüberstehen. Dem Kree-Roboter sind sie aber nie zuvor begegnet. Reed Richards identifiziert lediglich die Bauart.
Der Kampf mit dem Roboter verläuft ziemlich konventionell, und er endet eher undramatisch: Der Roboter löst den besagten Todesmechanismus aus und hebt sich hinweg, während die FV in den letzten Minuten, bevor der "Adler
gelandet ist", den Mechanismus dann eben noch entschärfen.
Interessant sind - aus meiner heutigen Sicht - einzig und allein die
Anspielungen auf das historische Geschehen der Mondlandung. Es
beginnt damit, daß Reed Richards eine merkwürdige Botschaft
empfängt, von deren fremden Zeichen er nur ein Wort entschlüsseln
kann: "Ruhe". Das Ding, das gerade ein Mondlandungs-Special in der Zeitung liest, bringt ihn auf die Idee, daß es um das "Meer der Ruhe"
gehen könnte, den Ort, an dem die Mondfähre landen soll. Mit einer Rakete machen sich die FV dann auf den Weg, um den kosmischen Sabotageakt zu verhindern. Ding meint:
"He, Stretcho! Du willst doch nicht etwa als erster auf dem Mond sein?" Und man schmunzelt, denn das wäre für ihn sicher ein Leichtes.
Dann suchen die FV auf der Insel nach dem Absender der Botschaft. Währenddessen startet auf Cap Kennedy die
Apollo-Rakete mit der Mond-Besatzung. Jack Kirby fängt auf einer Seite Reaktionen auf den historischen Flug ein: eine Menge, die im Schaufenster die Fernsehübertragung verfolgt, einen Polizisten, der einen Taxifahrer anhält, um die Radioübertragung mithören zu können, zwei Russen, die sich trösten, wenn die Mondlandung gelingt, würden sie
behaupten, sie hätten den Mond erfunden.
Das ist ganz nett, allerdings war die echte Mondlandung bei der Entstehung dieses Comics schon Geschichte. Natürlich ist es Teil des Clous, daß auch der Leser weiß, daß sie ein Erfolg war - er wußte bloß noch nicht, daß die FV diesen Erfolg sichergestellt haben...
Am Ende signalisiert Reed, daß ihm nicht ganz klar ist, warum sich die Kree in die Mondmission eingemischt haben. Daß sie die Ausbreitung der Menschheit ins All verhindern wollten, weiß daher nur der Leser.
Jack Kirby gelingen ein paar hübsche Panels mit futuristischer Technik (der Kree, der FV, weniger von der NASA, wo er sich auf Fotomaterial stützt). Der Kampf mit dem Roboter ist nicht sehr spektakulär in Szene gesetzt. Er spielt sich ja auch auf einer verlassenen Felseninsel ab.
Was mich gefesselt hat, war eindeutig nicht die Grafik, sondern die Story. Etwa zur gleichen Zeit hörte ich im Radio ein Hörspiel von Herbert W. Franke, "Signale aus dem Dunkelfeld". Darin geht es darum, daß ein internationales Forscherteam auf der Rückseite des Mondes Kontakt zu einer unbekannten, rätselhaften Existenz aus dem All bekommt, die Informationen über die Menschheit sucht.
Die beiden Geschichten habe ich dann zu einem eigenen Abenteuer zusammengemixt, einem Prosatext, der nicht mehr erhalten ist. Gut, daß der
nirgends veröffentlicht worden ist, denn er hielt sich fatal eng an seine beiden Vorlagen.
Beim Dämon haben wir es hier mit einem Teil eines Crossovers zu tun. Er kämpft gegen den Kleisterpeter, der vorher zusammen mit den Furchtbaren Vier die FV angegriffen hat. Das Ding kommt hier nicht vor. Gene Colan hatte nach meiner Erinnerung auch Mühe, es zu zeichnen - wogegen er später eine andere Funnyfigur, Howard the Duck, sehr gut hinkriegte.
Die Story war für mich wiederum etwas unbefriedigend, da die
FV-Ausgabe, in der die Geschichte begann, in meiner Abstinenzzeit
lag. Die Redaktion macht auch keine Angaben, an welche FV-Ausgabe
hier angeschlossen wird. Jedenfalls war sie bei Williams schon veröffentlicht. Aber das Timing von Crossovern war etwas, was außerhalb der Macht der Redaktion lag.
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Peter L. Opmann, 19.07.2007 |
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