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DIE RUHMREICHEN RÄCHER # 48

 

gesehen von Peter L. Opmann

 

 
Bei den Rächern mußte ich mich am wenigsten akklimatisieren. Zwar war der Einstieg für jemanden wie mich, der etwa 30 Ausgaben verpaßt hatte, nicht ganz einfach: 
Herkules (den ich als Mitglied der Rächer noch gar nicht kannte) rätselt darüber, warum der Olymp von allen Göttern verlassen ist. Aber dann werden die Verhältnisse bald vertrauter. Captain America hat die Rächer verlassen - klar, irgendwer verließ ja immer die Rächer. 
In Notbesetzung muß das Team gegen eine neue Superbedrohung ausrücken, diesmal Magneto, den ich als Erzfeind des X-Teams gekannt haben dürfte. Ob mir Hank Pyms Probleme mit dem Wachsen auf Giganten-Größe bekannt vorkamen oder Quicksilvers Leiden unter den Vorurteilen der Menschen gegen Mutanten, weiß ich nicht mehr genau, aber auch das waren schon wiederholt durchgekaute Themen bei den Rächern und den X-Men.

Für mich war die Wiederholung des Altbekannten erstmal von Vorteil: 
Ich fand mich schnell wieder in der Serie zurecht. Die Rächer waren ohnehin dankbarer Lesestoff für kleine Jungs, da Gut und Böse immer klar geschieden waren. Hier werden zwar Quicksilver und die Scarlet Witch gerade von Magneto mit üblen Tricks auf die Seite der Bruderschaft der teuflischen Mutanten gezogen, aber Magneto chargiert dabei auf das abgefeimteste, so daß kein Zweifel möglich war, was man von seinen Plänen zu halten hatte. 
Seinen Auftritt vor den United Nations konnte ich allerdings damals sicher noch nicht so richtig würdigen. Für Politik interessierte ich mich so um 1977 noch herzlich wenig. Insgesamt war es eine Ausgabe mit einigen dramatischen Verwicklungen, aber verhältnismäßig wenig Action.

Aus heutiger Sicht fällt auf, daß 1968, als diese Geschichte entstand, die UN entweder noch wesentlich einflußreicher waren als heute oder Autor Roy Thomas sich auch nicht so recht für Politik interessierte. Mit seinen Weltmachtplänen für den "Homo Superior" hätte Magneto zuerst in Washington auftreten müssen, am besten direkt im Büro von Präsident Lyndon B. Johnson. 
Auf jeden Fall prallen in diesem Heft eine extreme Phantasiewelt (der Olymp der griechischen Götter) und die vermeintlich reale Welt (das UN-Hauptquartier) direkt aufeinander, was durchaus einen gewissen Reiz hat, aber das sind Feinheiten, die ich damals noch nicht wahrnahm.

Grafisch war Zeichner John Buscema in dieser Zeit auf dem Höhepunkt seines Könnens. In dieser Rächer-Episode arbeitet er zwar ziemlich großflächig und detailarm, schafft es aber, die Zeichungen zugleich beinahe monumental wirken zu lassen. Vor allem das Cover mit einem beherrschenden Magneto, der vor schwarzem Hintergrund anscheinend fünf kleine Rächerlein mit seinen Fingern manipuliert, ist sehr wirkungsvoll. 
Der Hinweis auf der Splashpage, daß "Stan und Roy" angeblich darauf bestanden, daß Buscema seine Pencils selbst inken müsse, weil sie so grandios geworden waren, ist mir möglicherweise erst jetzt so richtig aufgefallen. Faktisch bedeutet das, daß kein Inker aufzutreiben war und Buscema doppelte Arbeit hatte, aber mir wird auch heute nicht ganz klar, warum dieser redaktionelle Text, den es in der US-Ausgabe sicher auch gab, überhaupt nötig war. Tatsächlich ist Buscemas Inking teilweise eher schlampig und gewiß kein Ruhmesblatt für Marvel. Man hätte das einfach übergehen können.

In diesem Heft erlebte ich auch erstmals ein Soloabenteuer von Iron Man. Ich finde, daß Don Heck, den ich sonst nicht sonderlich schätze, in dieser Serie seine besten Arbeiten abgeliefert hat. Hecks Zeichnungen kannte ich aus der frühen Rächer-Zeit, aber ich habe den Zeichner hier sicher nicht sofort wiedererkannt. Für die Besonderheiten der Zeichenstile begann ich mich erst so allmählich zu interessieren. 
"Der Eiserne" war sicher nicht die bestmögliche Zweitserie, die die Williams-Redaktion für die Rächer wählen konnte, aber Iron Man paßte eben als Rächer-Mitglied inhaltlich hierher - wenn auch sein Kampf gegen den scharlachroten Dynamo einen Zeitsprung um etwa fünf Jahre zurück bedeutet. Aber das wußte ich zu der Zeit noch nicht.

Jetzt muß ich mal kurz den Bereich Marvel verlassen. Das folgende Heft aus dem DC-Universum war für mich allerdings auch sehr wichtig.
  
  
Peter L. Opmann, 19.07.2007
 
 
 

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