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DIE SPINNE # 71

 

gesehen von Peter L. Opmann

 

 
Nun zum Beginn meiner regelmäßigen Williams-Lektüre. Wenn man sich diese Ausgabe aus fast 30 Jahren Distanz ansieht, muß man sagen: 
Dieses Spider-Man-Abenteuer ist eines des Übergangs. Die Saga mit der Tontafel, auf der die Formel der ewigen Jugend eingeritzt ist, aus der vorherigen Ausgabe wird weitergesponnen, daneben werden einige neue Handlungsfäden eingezogen: insbesondere wird Kingpins geheimnisvolle Frau Vanessa eingeführt, aber auch Probleme von Peter Parker mit seiner Freundin Gwen Stacy bahnen sich an, und Jonah Jamesson erleidet einen Herzinfarkt (was aber glaube ich in späteren Ausgaben keine besondere Rolle spielte). Schließlich wird die Geschichte der protestierenden Studenten aus Spinne # 69 zuende gebracht. 
Eine eigentliche, halbwegs runde Story gibt es in diesem Heft eigentlich nicht. Aber es war das Heft, mit dem ich wieder in die Serie eingestiegen bin und nach dessen Lektüre ich entschieden habe, künftig konsequent dranzubleiben.

Neben Spinne # 17 hatte ich mehrere weitere Ausgaben gelesen. Ich war keineswegs ahnungslos, worum es in dieser Serie ging. Allerdings war meine Pause lang gewesen. Es kann durchaus sein, daß ich zum ersten Mal John Romitas Spider-Man-Artwork zu Gesicht bekam. Es war zweifellos das Cover, das mich zum Kauf brachte. 
Es war ja nichts Neues, daß die Spinne Probleme mit der Polizei hatte, aber wie Romita sie ins Zentrum eines Suchscheinwerfers rückte und sie zum Kriminellen stempelte, wirkte das viel eindringlicher und realistischer. Auch die vergrößerte lila Manschette sah irgendwie nach mehr Bedeutung aus. Das wollte ich lesen.

Obwohl ich die Welt der Spinne in Grundzügen kannte, mußte ich feststellen, dass ich wieder mal vieles nicht verstand. Eine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse fehlte diesmal. Wer der Kingpin war, blieb zunächst unklar, aber mich befielen schnell Zweifel, ob er wirklich ein Komplice der Spinne war. 
Auch wie sie an diese Tafel gekommen war, wurde nicht erklärt, war natürlich letztlich auch belanglos. Im letzten Drittel kommt die Story actionmäßig langsam in Gang, als der Kingpin aus dem Gefängnis ausbricht und die Spinne sich entschließt, die Sache mit der Tafel mit ihm persönlich zu klären. Es bleibt allerdings bei einem kurzen Kampf, der von Jameson und Ned Leeds gestört wird, worauf der Kingpin mit Hilfe der schon oben erwähnten geheimnisvollen Frau das Weite sucht.

Es ist eine Ausgabe, in der eher geredet und diskutiert wird: 
Gwen macht Peter klar, dass sie ihn für einen Feigling hält (später wird das Problem eher darin bestehen, daß sie die Spinne haßt), und die Studenten erfahren im Gespräch mit dem Unirektor, daß ihr Protest illegal war (das war die 68er Zeit, freilich noch unbewältigt), aber ihre sozialen Forderungen erfüllt würden. Da steckte mehr an Beziehungs- und Gesellschaftsproblemen drin als in der Frühzeit, und ich war inzwischen im Alter von 12 oder 13 Jahren so halbwegs auf Augenhöhe. 
Hätte die Spinne in diesem Heft bloß einen weiteren Superschurken besiegt, hätte ich vielleicht nur sporadisch weitergelesen. Aber das ist Spekulation. Ich mochte die Marvels und hatte endlich genug Geld, mir das inzwischen stark reduzierte Angebot zu leisten, aber die einsetzenden endlosen Fortsetzungen (auch bei den FV, allerdings weniger bei den Rächern) zogen mich so richtig ins Marvel-Universum hinein.

Daß „Aquarius“ nicht mehr Zweitstory war, sondern nun Thor im hinteren Teil des Hefts seinen Hammer schwang, war eine weitere Überraschung für mich. Prinz Namor vermißte ich nicht sonderlich, aber auch Thor war nun eindeutig nicht mehr mein Lieblingsheld. Sein Engagement im Vietnam- oder Koreakrieg (was sich nicht eindeutig klären läßt – vermutlich wurden bei der Übersetzung die Spuren getilgt) sagte mir nicht viel, und die Story fiel auch grafisch gegen die Titelgeschichte deutlich ab. 
Zwar war hier Jack Kirby am Werk, aber entweder waren die Druckvorlagen nicht gut, oder Vince Collettas Inkings waren einfach zu lasch. Egal, die ersten 20 Seiten hatten genug neugierig gemacht aufs nächste Heft.
  
  
Peter L. Opmann, 19.07.2007
 
 
 

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