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DIE
SPINNE # 87 |
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von Peter L. Opmann
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Jetzt wird’s möglicherweise etwas heikel, denn jetzt geht’s um frühpubertäre Erotik. Oben habe ich schon von der
Ehebruchgeschichte in Horror # 55 erzählt, und hier hatte ich erstmals in größerem Umfang mit Bildern einer Frau in Posen zu tun. Ich müßte eigentlich über die Story gar nicht viel erzählen, sondern könnte mich einzelnen Panels zuwenden, die mich damals hochgepusht haben. Aber der Haken an der Sache ist: Ich finde diese Panels kaum wieder!
Also doch erstmal zur Story: Die Spinne schwingt an der Schwarzen
Witwe vorbei, ohne sie zu bemerken. Die Frau wirkt im Splashpanel
überhaupt nicht attraktiv, vor allem mit ihrer
Pony-und-Pferdeschwanz-Frisur, aber auch dem lila Ton-in-Ton-Kostüm mit Netzstrümpfen. Das habe ich auch damals so gesehen. Wenn „die Kamera“ dann rangeht,
bemerkt man ihre unglaubliche Figur: anatomisch unmögliche Wespentaille, Superbusen, zierliche Füßchen. Sie erinnert sich noch mal an ihre Vergangenheit:
Spionage für Rußland, Duelle mit dem Eisernen, die Romanze mit Falkenauge. Sie beschließt, während sie sich umzieht, daß ein Imagewechsel fällig ist.
In einem Bild betrachtet sie sich nackt im Spiegel, aber hält sich dabei ein Tuch vor die Brust, und natürlich sieht man überhaupt nichts („approved by the Comics Code Authority“). Und dann gibt es ein Panel, das ich damals
nachgezeichnet habe: Sie sitzt als Silhouette auf dem Bett und rollt sich die Strümpfe runter. Ihre Beine sind viel zu lang, aber der schwarze Körper ist ein geschickter Kunstgriff: Der Betrachter stellt sich die Details dieser Superfrau selbst vor, und damit wird sie beliebig realistisch. Etwas später legt die Schwarze Witwe ihr (selbstgeschneidertes) neues Kostüm an und tobt durch ihren Fitnessraum. Es ist jetzt ein blauschimmerndes schwarzes Ganzkörper-Kostüm, das vor allem wegen seiner Schlichtheit noch immer gut aussieht (wenn ich den Schatten auf dem Cover betrachte, sollte sie
anscheinend ursprünglich einen Minirock tragen). Aber ich sehe nichts außergewöhnlich Aufregendes mehr.
Sie möchte nun die Spinne suchen, besiegen und dann herausfinden, was sie so überlegen macht – das ist halt
Frauenlogik. Bevor es zum Kampf kommt, werden noch zwei Episoden dazwischengeschaltet: Die Spinne kommt nach Hause und wird dort von Peters Freundin Gwen und ihrem Vater Captain Stacy sowie Harry Osborne erwartet. Gwen beklagt sich bitter, daß sie nicht wußte, wo Peter steckte, und erschrickt über Gesichtswunden, die er als die Spinne im Kampf gegen den Kingpin davongetragen hat (was er ihr natürlich nicht sagen darf). Captain Stacy schweigt und klopft Peter aufmunternd auf die Schulter. Weiß er alles?
In der zweiten Episode rätselt Peter, warum er sich so schlapp fühlt
und ob er vielleicht seine Spinnenkräfte verliert. Er beschließt, sich nochmal in sein Kostüm zu werfen (okay, „Männerlogik“!) und läuft dann just der Schwarzen Witwe in die Arme.
Der Kampf zieht sich, großzügig gerechnet, gerade mal über
viereinhalb Seiten. Er ist aber immerhin spannend inszeniert. Beide Superhelden turnen spektakulär auf einem Baugerüst herum und versetzen sich gegenseitig etliche
Maultiertritte. Obwohl Spider-Man geschwächt ist und sich beim Schlagen einer Frau zurückhält, hat er eindeutig das Heft in der Hand, was schließlich auch die Schwarze Witwe erkennt – und sie flieht. Im eleganten Morgenmantel sieht sie
neuen Abenteuern entgegen.
Die Spinne kann sich jetzt nur noch mit größter Mühe nach Hause zittern und kommt immer mehr zu der Überzeugung, daß es mit ihren Kräften vorbei ist (in Wirklichkeit war’s glaube ich ein simpler grippaler Infekt).
Also, mehr als eineinhalb erotische Bilder der Schwarzen Witwe kann ich nicht identifizieren. Immerhin wirkt sie trotz ihrer anatomischen Besonderheiten dank der Kunst von John Romita und Jim Mooney ziemlich körperlich. Ihre Schlägerei mit einem männlichen Superhelden ist für sich schon erotisch.
Das Abenteuer ist gewiß ein frühes Modell für die späteren Auseinandersetzungen der Spinne mit der Schwarzen Katze á la „Sie küßten und sie schlugen sich“ (Francois Truffaut möge mir das kleine Wortspiel verzeihen). Aus solchen Konflikten kann man fürs wirkliche Leben freilich nichts lernen. Eine Frau wie die Schwarze Witwe habe ich – leider – nie kennengelernt. Aber ich bin ja auch nicht
Spider-Man…
Viel Aufregung auch bei Thor: Er hat sich dem Willen seines Vaters Odin widersetzt, findet auf der Erde Herkules im trauten Zwiegespräch mit seiner Freundin Jane Foster und fordert den Olympier deshalb zum Duell. Das las sich damals dann schon recht spannend. Aber da ich die „Journey into Mystery“-Ausgaben hier nicht im Zusammenhang
besprechen kann, lasse ich es wieder mit ein paar Worten bewenden.
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Peter L. Opmann, 19.07.2007 |
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