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THE MIGHTY WORLD OF MARVEL

 

 

 
Was hatte der deutsche Williams-Verlag mit mit Marvel UK zu tun? Eigentlich nichts und doch...
 
Marvel UK war ein hundertprozentiger Ableger von Marvel USA, der exklusiv Marvel Comics für den englischen Markt (ein Verkauf der Hefte in USA und Kanada war unzulässig) produzierte - und zwar im in England so beliebten "Weekly-Format", was nichts anderes bedeutet, als daß die Hefte im Wochenrhythmus erschienen.
Ganz offensichtlich paßte sich Marvel USA damit dem besonderen Lesergeschmack der Engländer an und bot zusätzlich zu den amerikanischen Heften ein "echt" englisches Produkt an. 
Wer sich unter diesem Format zunächst vielleicht nichts vorstellen kann, der sei an die deutschen Kobra-Hefte erinnert: die Kobra-Hefte waren die deutschen Ableger (hauptsächlich) des englischen Vulcan-Weekly-Magazins - ein buntes Sammelsurium verschiedenster Comic-Helden also, häufig auch in Schwarz-Weiß und mit garantiert in jeder Woche einer neuen Folge des/der Lieblingshelden...
 
Exklusiv für diesen Markt also produzierte Marvel USA verschiedene Heft-Serien, unter anderem die beiden Flagschiff-Titel Spider-Man Comics Weekly und besagtes The Mighty World of Marvel, von dem zwischen 7. Oktober 1972 und 17. Januar 1979 immerhin 329 Ausgaben erschienen.
Produziert wurde das ganze auf billigstem Zeitungspapier und unter Verzicht auf den dicken Hochglanz-Umschlag der amerikanischen Hefte; die Storys selbst wurden (zumindest während der ersten Jahre) ausschließlich in Schwarz-Weiß gedruckt, wobei sich hierzu mitunter ein recht willkürlich eingesetzter dritter Farbton (zum Beispiel Grün) gesellte - nur Cover und Heftrückseite erhielten einen echten Vierfarbdruck spendiert. 
Alles in allem also eine Billigproduktion die sich wohl kaum irgendwo anders als in England hätte behaupten können. 
 
Und doch gab Marvel USA dem englischen Markt nicht nur wonach er verlangte, sondern man bemühte sich sehr darum, eine ähnliche Bindung zu den Lesern wie in den USA aufzubauen. Beredtes Zeugnis hierfür sind die Leserbriefseiten in den Heften und darüber hinaus die redaktionellen Beiträge, die - soweit bisher bekannt - exklusiv für die englischen Magazine produziert wurden...
 
Irgendwie fanden nun einige dieser redaktionellen Beiträge und Ideen ihren Weg zur Williams-Redaktion, die offensichtlich nur allzu gerne darauf zurückgriff und für die eigenen Serien übernahm. Möglicherweise hatte Marvel USA Reinhard Mordek während seines Aufenthaltes in den Staaten 1973/74 ja auf diese Redaktionsbeiträge aufmerksam gemacht und Remo nahm das Angebot für die im Januar 1974 startenden Williams-Serien dankbar an?

Es bleibt freilich der kleine Beigeschmack, daß die Beiträge nicht auf Ideen der Williams-Redaktion beruhen. Und vergleicht man die vorzüglich gezeichneten Marvel Sammelbilder bzw. Marvel Collectors Specials mit den echten Williams-Eigenproduktionen wie zum Beispiel den Marvel-Komet-Seiten, so fragt man sich unwillkürlich, ob Williams wirklich keinen brauchbaren Zeichner finden konnte...
 
 

 Wer hat sich das "spektakuläre Überraschungsgeschenk" ausgedacht? 
Williams Deutschland oder doch eher Marvel UK...?

 

(aus The Mighty World of Marvel #1 vom 7.10.1972)

 

Und wenn auch die Idee von Marvel UK stammte, so ist Williams´ "Überraschungsgeschenk" ohne Zweifel "spektakulärer" als das Pendant der Engländer. Jeder der einmal "unser" Captain Marvel Poster begutachten durfte wird zustimmen, daß das deutsche Poster wesentlich hochwertiger als das englische ist.

 

(1972er Poster von Marvel UK für die eingesendeten Coupons)

 

Marvel Collectors Special alias Marvel Sammelbilder:

 

(aus MWoM #35 vom 2.6.1973)

(aus MWoM #37 vom 16.6.1973)

(aus MWoM #39 vom 30.6.1973)

 

Zum Vergleich das Marvel Sammelbild Nr. 1 Das Ding:

 

(1. Produktion / Januar 1974)

 
Gernot Zipperling, 30.12.2007
 
 
 
 

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