DIE RÄCHER #7
WILLIAMS-VERLAG
JULI 1974 (7. PRODUKTION)
32 Seiten
Heftpreis 1,20DM  

 
Hauptserie (21 Seiten) Zweitserie   (1, Teil, 8 Seiten)
AVENGERS #8 (09/1964) CAPTAIN MARVEL #3 (07/1968)
Titel: Titel:
Kang, der Eroberer! Aus der Asche der Niederlage
Originaltitel: Originaltitel:
Kang, the Conqueror From the ashes of defeat
Geschichte: Stan Lee Roy Thomas
Zeichnungen: Jack Kirby Gene Colan
Tusche: Dick Ayers Vincent Colletta
Übersetzung:

Behrend de Cuvry

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Lettering: Hartmut Huff Hartmut Huff
INHALT
Ein UFO ist in Virginia gelandet und versetzt die US-Regierung in helle Aufregung - herbeieilende Panzer werden von Energiestrahlen zerstört!

KANG DER EROBERER (Kang the Conquerer) zeigt sich schließlich und diktiert den "Herrschern der Erde" seine Bedingungen. Es kommt zu einer ersten Auseinandersetzung mit den alarmierten Rächern, die Kang aber für sich entscheiden kann.

Herrisch prahlt Kang nun davon, daß er ein Zeitreisender sei und schon im alten Ägypten als Pharao Ramtut geherrscht habe. Seine Eroberung der Erde im 4. Jahrtausend schließlich verschaffte ihm seine überlegenen Waffentechnologien.
Diese Technologien ermöglichen ihm im folgenden Kampf alle Schwergewichte der Rächer zu besiegen und die Helden in seinem Schiff festzusetzen - nur die Wespe und Rick Jones können entkommen.

Daraufhin biedert sich die Teenbrigade Kang vermeintlich an, tatsächlich sabotieren sie aber Kangs Schiff und befreien Thor, der schnurstracks die übrigen Rächer aus ihren Zellen holt. Erneut stehen sich die Kontrahenten gegenüber als die Wespe mit einer Strahlenwaffe aus Henry Pyms (alias Gigant) Labor zurückkehrt: die Strahlen durchdringen Kangs Schutzschild und eine spezielle Granate verströmt ätzendes Gas, das die Elektronik in Kangs Rüstung zerstört.
Auch ein Gegenschlag mit einer Neutronenrakete und radioaktive Gammastrahlung helfen Kang nicht mehr - er muß die Flucht antreten und verschwindet mit seinem Schiff im Zeitenstrom....
 
FAZIT
Avengers #8 ist für mich nicht weniger als die erste herausragende Avengers-Story - die erste, aber nicht die letzte, denn im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte sollten noch viele hervorragende Storys folgen, mehr als bei manch anderer Marvel-Serie.
Grund dafür ist in erster Linie natürlich der Erzbösewicht KANG THE CONQUERER INFO (Nathaniel Richards), einer der zwei/drei größten Gegner der Avengers überhaupt und - neben dem Roboter Ultron - einer der hartnäckigsten allemal.
Sein Auftreten ist, gelinde gesagt, dominant, seine Zuversicht und (vermeintliche) Überlegenheit scheinen grenzenlos und gründen dabei auf seinem all-umfassenden Wissen, das er sich als Zeitreisender aus allen Jahrhunderten der vergangenen und zukünftigen Zeit angeeignet hat.

Seinen ersten Auftritt im Marvel-Universum hatte Kang dabei bereits vor dieser Avengers-Story, nämlich in Fantastic Four #19 (erschienen Oktober 1963) in seiner Rolle als RAMA-TUT(1) INFO.  Für Williams brachte dies freilich einmal mehr ein Chronologie-Problem mit sich, denn diese FF-Geschichte wurde erst in  Fantastische Vier #17 veröffentlich - zwei Monate nach dieser Rächer-Ausgabe.
Weitere Inkarnationen Kangs sind Scarlet Centurion, Iron Lad und vor allem natürlich sein größter Wider-sacher in Form seines Alter Egos IMMORTUS(2) INFO, der "ältere" Kang einer "noch" ferneren Zukunft.
Diese verschachtelten Konstellationen waren zum Erscheinen von Avengers #8 freilich noch nicht ersonnen, 1964 war die Marvel-Welt ja noch vergleichsweise übersichtlich. Und so ist von besagter Verbindung noch keine Rede, wenn Immortus seinen ersten Auftritt bereits zwei Storys später haben wird (Avengers #10).

Kangs größte Schwächen sind dabei seine Arroganz und Selbstherrlichkeit, wie auch seine Nei-gung nichts und niemandem als sich selbst zu vertrauen. Seine Stärke, um nicht zu sagen Unbe-siegbarkeit, liegt darin, daß er jederzeit gegen die Rächer verlieren, dann einfach "für Jahre verschwinden und neu planen kann, nur um dann 30 Sekunden nach seinem Abgang zurückzu-kehren, um neuerlich gegen die Helden anzutreten"
(Zitat Steve Englehart).
Zudem ist er, wenn auch ein Schurke, doch kein gewöhnlicher Verbrecher, sondern ein Gegner mit (meist) ho-hem Ehrenkodex; immer das Ziel vor Augen die Rächer in einem ehrlichen Kampf zu besiegen. Freilich de-finiert dabei Kang, was "ehrlich" ist, aber sonst wäre er ja auch kein Schurke...

Mit der rasanten und hochklassigen Geschichte beschreitet Stan Lee weiter den Weg hin zu reinen Superhelden-Abenteuern, Science Fiction (Stichwort Zeitreisender) bildet nur noch das Grundgerüst der Story.
Die überragende Bedrohung (Unterwerfung der gesamten Erde), die Kang dabei darstellt, wird durch sein ruhiges, gelassenes Auftreten nur noch gesteigert. Wunderbar illustriert wird dies in der Szene, in der Kang COMIC auf einem unsichtbaren Luftkissen sitzend, fast beiläufig (um nicht zu sagen gelangweilt), die Ankunft der Avengers beobachtet.
Letztlich ist es dann auch dieses Gefühl der Überlegenheit - die Arroganz der Macht -, die ihm die Niederlage beschert: vor Selbstsicherheit strotzend, läßt er die Teen-Brigade in sein Schiff und läutet damit seine eigene Niederlage ein.

Selbst Jack Kirbys Zeichnungen gefallen mir diesmal deutlich besser, die Action-Sequenzen wirken stimmig und flüssig, und die Figuren fallen für einmal nicht ganz so "gewaltig" aus. Da ist es fast schade, daß er die Serie mit Avengers #9 an Don Heck übergab - allerdings kehrte Kirby noch einmal zur Serie zurück, für Avengers #14-16, die er zum Teil zusammen mit Heck zeichnete.
. . .

Treu-brav erfüllen die "Support-Acts" ihre zugedachten Rollen: die Team-Brigade darf Kang dabei immerhin ablenken und Thor befreien, die Wasp hingegen "holt mehr oder weniger nur" die Waffe aus dem HQ, die schließlich den entscheidenden Schlag gegen Kang ermöglicht.

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(1) Behrend de Cuvry übersetzte Rama-Tut mit Ramtut und man kann sich zurecht fragen, warum er den Namen auf diese Weise "eindeutschte". Vielleicht wollte er eine Assoziation zum "größtenteils pflanzlichen Streichfett" Rama vermeiden. Ich kann mich jedenfalls daran erinnern, daß (schon) in den 70 und 80iger Jahren Rama-Werbung ein nerviger Dauerbrenner (nicht zuletzt auch in der TV-Werbung) und insofern allgegenwärtig war.
(2) Ja, die Sache mit Kangs verschiedenen Identitäten ist wie so häufig im Marvel-Universum ein bißchen kompliziert.  Zitat Marvel Wikia:
"Simply put, while Rama-Tut, Scarlet Centurion and Immortus all started as Nathaniel Richards of Earth-6311, and their histories overlap, all the time travelling has schismed their timelines."
Diese verdammeleiten Zeitreisen aber auch. In Kurt Busieks Avengers-Run (1998-2002) wird der Scarlet Centurion gar als Sohn Kangs dargestellt...
 
REDAKTIONELLES
Rächer #7 ist das erste wirklich "marvel-haftige" Heft, denn ab der 7. Produktion hielt "echtes" Hand-Lettering bei Williams Einzug.  Leider war auch hier aller Anfang nicht ganz so leicht und so kann man die Ausführung durchaus als grottenschlecht bezeichnen, weit entfernt von der Professionalität der späteren Jahre. Verantwortlich war diesmal Übersetzer Hartmut Huff und zu seiner Ehrenrettung ist anzumerken, daß seine folgenden Arbeiten als Textzeichner durchaus besser, wenn auch nie wirklich gut, ausfallen sollten.

Mit einem Monat Verspätung gab es nun auch in der Rächer-Serie einen klärenden Hinweis zur geänderten Aufmachung. Auf der zweiten Umschlagseite erläuterte man die Gründe für den reduzierten Umfang: eine bessere Papierqualität (was definitiv zutrifft), bessere Farben und weniger "Reklame" in den Heften - freilich hatte man bislang kaum Fremdwerbung in den Heften gegabt, ein etwas dünnes Argument also.
Was dürfte also der wahre Grund für die Formatumstellung gewesen sein? Vermutlich einzig und alleine die lieben Produktionskosten. Allein schon der dicke (hochwertige) Hochglanzpapier-Umschlag der ersten fünf Produktionsmonate dürfte einen hohen Kostenfaktor dargestellt haben und ein vier Seiten kürzerer Umfang hat - unter Berücksichtigung aller Faktoren - sicher auch ein wenig Geld eingespart.

Letzten Endes sind die Begründungen ("Mit dem alten Umschlag wie früher, hätten wir den Preis pro Heft auf DM 1,50 anheben müssen.") aber vor allem als übliches Marketing-Geschwätz ein-zustufen, Wahrheiten wie gestiegener Kostendruck oder sinkende Gewinnmargen klingen halt weniger gut.
Wirft man einen Blick zur ehrenwerten Konkurrenz, stellt man schnell fest, daß Klaus Recht sich nur an Ehapa anglich, denn deren Superman-Hefte hatten ebenfalls nur 32 Seiten Umfang(1) (für DM 1,20).
Und was passierte bei Williams, als Ehapa im September den Preis auf DM 1,40 anhob? Richtig, Klaus Recht zog gleich und hob seinen Verkaufspreis ebenfalls auf diesen Wert an - soviel zum Thema Glaubwürdigkeit von Marketingaussagen...

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(1) Ehapas Superman-Serie hatte von Beginn an 32 Seiten Umfang, woran sich bis zur Einstellung der Serie im Dezember 1985 nichts ändern sollte.
 
 
WEITERE REDAKTIONSBEITRÄGE DER 7. PRODUKTION
[Spinne nicht berücksichtigt]
 
FV #13 enthält das Marvel Sammelbild #7 (nomen est omen - die FV) und in beiden FV-Heften der 7. Produktion findet sich ein kurzer Artikel von Remo zu Stan "The Man" Lee - darin beschreibt Remo in knappen Worten Lees Werdegang bei Marvel, von den Anfängen 1939 (bei Timely Publications) bis 1972, als Lee den Posten des Verlegers übernahm; eine Position für die sich Lee nach eigener Aussage als "ungeeignet" erachtete und die er konsequenterweise nach ein paar Jahren wieder aufgab.
 
14.09.02 (Überarbeitungen 25.09.05 und 01.11.11)

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REZENSION  © 2002 GERNOT ZIPPERLING