DIE RUHMREICHEN RÄCHER #10
KLAUS RECHT GMBH
OKTOBER 1974 (10. PRODUKTION)
32 Seiten
Heftpreis 1,40DM Sammlerwert 25€ (Z1)

 
Hauptserie (20 Seiten) Zweitserie   (2. Teil, 5 Seiten)
AVENGERS #11 (12/1964) CAPTAIN MARVEL #4 (08/1968)
Titel: Titel:
Die Ruhmreichen Rächer treffen die Spinne! Der Fremde und der Amphibier!
Originaltitel: Originaltitel:
The mighty Avengers meet Spider-Man The alien and the amphibian
Geschichte: Stan Lee Roy Thomas
Zeichnungen: Don Heck Gene Colan
Tusche: Chick Stone Vincent Colleta
Übersetzung:

Hartmut Huff

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Lettering: Hartmut Huff Hartmut Huff
INHALT
Nach Tony Starks angeblichem Tod ist der Eiserne erneut verhindert und die Rächer gewähren ihm eine Aus-zeit. Kang der Eroberer nutzt die Gelegenheit und hetzt den Helden eine perfekte Roboter-Kopie der SPINNE (Spider-Man) auf den Hals - sie soll die verhaßten Rächer für ihn vernichten.

Der Spinnen-Roboter will scheinbar Mitglied der Rächer werden, doch die Helden reagieren mit Skepsis und Argwohn auf sein Ansinnen.  Nun behauptet der Roboter erfahren zu haben, daß der Eiserne von einem Mas-kierten (gemeint ist Zemo) in einem mexikanischen Tempel gefangen ge-halten wird.

Getrennt brechen die Rächer zum Tempel auf und werden dort einer nach dem anderen vom Spinnen-Roboter ausgeschaltet - denn Kang läßt ein Menschen schwächendes, geruchloses Gas verströmen.
Alles scheint für Kang zu laufen, als plötzlich die echte Spinne eintrifft und das Original ist dem Androiden haushoch überlegen; die Rächer freilich schwören sich, beim nächsten Gang gegen Kang besser vorbereitet zu sein...
 
FAZIT
Bereits in Avengers #11 gab es also ein Wiedersehen mit Kang, dabei ist die Story im Grunde nicht weniger als ein Crossover mit SPIDER-MAN INFO (Peter Benjamin Parker, erster Auftritt in Amazing Fantasy #15). Und so beliebt diese Crossover gerade in den sechziger und siebziger Jahren bei den US-Lesern (und ohne Zweifel auch bei so manchem BSV-/Williams-Leser) waren, wirkt die Story heute doch etwas bemüht - schlicht nicht besonders interessant oder eindrucks-voll.
Letztlich ist Spider-Man auch der dominierende Charakter der Geschichte, ihm wird wesentlich mehr Präsenz zuteil als Kang oder den Avengers. Dazu gibt es natürlich jede Menge Spidey-Action, die von Don Heck allerdings auch nicht wirklich beeindruckend in Szene gesetzt wurde.
Unterm Strich handelt es sich um eine mäßig gute Story, die die jugendlichen Leser damals aber vermutlich weitaus besser unterhalten hat, als das heute bei mir der Fall ist.
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Iron Man ist diesmal also nicht mit von der Partie, was man aber beim Betrachten des Covers durchaus annehmen könnte. Da hatte Stan Lee ("Editors" gab es in den Sechzigern noch nicht, das machte "The Man" alles selbst...) das Cover also entweder nicht rechtzeitig zu Gesicht bekommen oder schlicht geschlafen.
Iron Mans Abwesenheit ist freilich ein typisches Beispiel von "echter" Realität einerseits und der Verknüpfung verschiedener Marvel-Serien andererseits - beides Elemente, durch die sich Lees Geschichten so wohltuend von der geschätzten Konkurrenz unterschieden; Iron Mans Kampf gegen den Mandarin verhinderte schlicht seine Anwesenheit bei den Avengers (TOS #61, Rächer #65/66).
Und ein guter Schuß Geschäftstüchtigkeit war sicherlich auch dabei: welcher US-Leser wäre nicht neugierig geworden, daß Iron Man keine Zeit für die Avengers hat - und hätte sich darauf-hin vielleicht besagtes Tales of Suspense-Heft gekauft...
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In einem "ruhigen" Moment läßt Kang  seinen Blick durch die "Zeit" schweifen COMIC und be-trachtet einige von Marvels großen Schurken, neben Magneto sieht man auch Dr. Doom; bis zum tatsächlichen Auftritt der beiden sollte freilich noch etwas Zeit vergehen (Avengers #47/Avengers #25).
 
REDAKTIONELLES
Im Oktober 1974 fand eine einschneidende Änderung statt: Williams-Eigentümer Warner Communications hatte den Glauben an eine europäische Comic-Goldader offensichtlich verloren und bot den Verlegern in den einzelnen Ländern an, den jeweiligen Verlag zu übernehmen. In Deutschland ergriff Klaus Recht die Gele-genheit und vorrübergehend (bis Juni 1975) wurde der Verlag in Klaus Recht GMBH(1) umbenannt, wobei die Umfirmierung vermutlich steuerliche und/oder rechtliche Gründe gehabt haben dürfte.

Wenn die Leser von dieser Änderung auch kaum etwas bemerkt haben dürften, hatte der Wechsel im Verlag selbst gravierende Auswirkungen. Neben der Neueinstellung von Kirsten Isele (praktisch einhergehend mit dem Abgang von Reinhard Mordek), wurde laut Übersetzerin Jani Büsing(2) ein Großteil des Redaktions-Personals entlassen oder in die freie Mitarbeiterschaft geschickt.
Man muß kein Hellseher sein, um annehmen zu können, daß Klaus Recht - nach dem Wegfall der Warner-Gelder - hier auf die Kostenbremse gestiegen war...

Zeitgleich mit dem Verlagsnamen verschwand auch das typische Warner-Brothers-Signet von den Covern der Hefte. Damit endete durchaus eine kleine Ära, die mit dem älteren Williams-Signet im April 1973 begonnen hatte, mit dem man die Zugehörigkeit zur international agierenden Williams-Gruppe demonstrieren wollte.
Aus welchem Grund auch immer wechselte Recht im Juli 1975 dann schließlich wieder zum angestammten Verlagsnamen Williams-Verlag GMBH(1) zurück.
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Auf der Redaktionsseite schildert Remo, wie er einen Besuch in der US-Redaktion erlebte. Er beschreibt die überaus kreative Atmosphäre, die dort herrschte, ohne aber etwas wirklich Besonderes zu berichten. Kreativ ist dabei wohl durchaus mit chaotisch gleichzusetzen, denn wenn die US-Redaktion eines war, dann war sie ein, buntes und kreatives Treiben, vor allem aber doch ein großes Chaos (wie Jim Shooter in seinem Blog beschreibt).
Ansonsten enthält das Heft die 3. Leserbriefseite (6. und 10. Produktion) und auf der dritten Umschlagseite findet sich ein weiteres Preisausschreiben: Ein Kreuzworträtsel, bei dem natürlich Fragen aus der Marvel-Welt zu beantworten wa-ren; zu gewinnen gab es 50 Action-Figuren, diesmal von Captain America.
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Beginnend mit dieser zehnten Ausgabe wurde der Titel-Zusatz "DIE RUHMREICHEN" dauerhaft in derselben Schrift wie die "RÄCHER" gesetzt - wieder war ein Stück weit mehr Professionalität bei Williams eingekehrt.

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(1) Siehe Impressen der entsprechenden Produktionsmonate.
(2) Quelle: Das sagte Nuff! #5
Im Interview erzählt Jani Büsing, daß die Redaktion von 20 auf nurmehr 4 festangestellte Mit-arbeiter verkleinert wurde. Die übrigen, darunter auch Jani Büsing, wurden als freie Mitarbeiter "ausgestellt".



WEITERE REDAKTIONSBEITRÄGE DER 10. PRODUKTION
[Spinne nicht berücksichtigt]
 
In Hulk & Frankenstein #10 wurde erstmals in den Williams-Ausgaben die schon aus den älteren BSV-Heften bekannte DIE SPINNE-Anzeige verwendet.
In der Übergangsphase von BSV zu Williams gab es von dieser Anzeige verschiedene Varianten: das ältere Beispiel hat noch das eckige Williams-W-Logo, während das zweite Beispiel bereits vom Warner Brothers-W geziert wird - eben jenes Logo, das mit dem Verkauf des Verlags an Klaus Recht für immer von den Covern verschwinden sollte.

Zwei S/W-Eigenwerbungen wurden für die 10. Produktion wiederverwertet:
in Dracula #10 findet sich die farbige Variante der Frankenstein-Werbung (s/w-Variante in Dracula #2); in Thor #10 die farbige Dracula-Werbung (s/w-Variante in Frankenstein #2).
 
16.09.02 (Überarbeitung 26.09.05 und 07.01.12)

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REZENSION  © 2002 GERNOT ZIPPERLING