Eine kleine Herausforderung: Wie
verfasse ich eine DRACULA-Rezension, die nicht nur ein bloßer Abklatsch der
Frankenstein-Kritik ist? Mein "Problem" ist damit bereits umrissen: identisches Genre, Storys, denen man ihr Alter nur allzu deutlich anmerkt und Zeichnungen, na ja, ich will nicht bereits in der Einleitung am Thron Gene Colans rütteln...
Ganz
ohne Zweifel aber gelang es Marvel mit der Comic-Version des von
Bram Stoker
verewigten, wohl berühmtesten aller Vampire, eine ausgesprochen erfolgreiche Serie am
US-Markt zu etablieren. Begünstigt durch das in verschiedensten Medien Anfang der 70iger Jahre neu
geweckte Interesse am Horror-Genre wurde Marvels wichtigste Dracula-Serie
„The Tomb of Dracula“ von den Fans sehr positiv aufgenommen und brachte es zwischen
April 1972
und
August 1979
auf immerhin 70 Ausgaben.
Gleichwohl ließ mit dem ausgehenden Jahrzehnt die Nachfrage nach Horror-Titeln deutlich nach, so
daß dem 1979 ins
S/W-Magazin-Format
gewechselten Titel nur noch ein bescheidener Erfolg beschert war – die
überformatige Magazin-Serie wurde nach nur 6 Ausgaben im
August 1980
eingestellt.
WILLIAMS´
VERSION DES BLUTRÜNSTIGEN GRAFEN
Ob des
großen Erfolgs der US-Serie wegen wenig verwunderlich entschied
sich auch der Williams Verlag für den Neubeginn 1974 neben
Frankenstein einen weiteren, reinen Horror-Titel ins Programm
aufzunehmen. Leider wurden die Hefte von den deutschen Lesern nicht
so zahlreich gekauft, wie es sich die deutsche Redaktion
gewünscht hätte:
Immerhin, die ersten 33
Ausgaben der US-Serie liegen in der gewohnten Williams-Qualität
vor(1)
– eine klare
Kaufempfehlung, zumindest für jeden (Williams-)Fan, der dem Genre
zugetan ist.
Der einzige wirkliche, wenn auch recht schwerwiegende Kritikpunkt an der
Williams-Veröffentlichung ist das Fehlen sämtlicher Crossover-Storys aus den
US-Heften
"Werewolf by Night #15",
"Giant-Size Chillers #1"(2)
und
"Giant-Size Dracula #2/3".
Besonders negativ fallen fallen hier die beiden erstgenannten Storys ins
Gewicht, da
sie unmittelbar mit den „Tomb of Dracula“-Storys verbunden sind (näheres dazu
weiter unten bei den Story-Anmerkungen).
Schade, daß die Williams-Redaktion hier den Aufwand gescheut hat,
denn die nicht veröffentlichten Storys wären problemlos in die deutsche Serie integrierbar
gewesen.
EIN DREAMTEAM - WOLFMAN & COLAN?
Ganz ohne Zweifel trug aber nicht zuletzt das langjährige Kreativ-Team der Serie, bestehend aus Autor
Marv Wolfman
und Zeichner
Gene Colan, entscheidend zum Erfolg der (US-)Serie bei; hier hatte sich wirklich ein „Dreamteam“ gefunden, das Inhalt(3)
und Gesicht der Serie während der sieben Veröffentlichungsjahre prägte – schwer vorstellbar, daß die Serie ohne die beiden sich so lange am Markt hätte behaupten können.
Zwar schadet
es sicherlich nicht, wenn man ein Freund des Horror-Genre im allgemeinen
ist, um wirklich Spaß an der Serie zu haben. Unzweifelhaft
positiv und für jeden sichtbar ist aber das atmosphärisch-düstere Bild, das die Geschichten und vor allem natürlich die Zeichnungen zu vermitteln verstehen.
Auch jemand der Gene Colans Arbeiten eher skeptisch gegenüber steht,
muß klar anerkennen, daß der Zeichner hier einen ganz entscheidenden Anteil am stimmigen
Gesamtbild der Serie hat(te) – im Bildmedium Comic sicherlich sogar den wichtigeren Anteil. Zweifellos war die Serie für Gene Conan ebenso perfekt geeignet wie umgekehrt Gene Colans Stil die Serie erst wirklich zum Leben erweckte.
Objektive Kritik läßt sich allerdings dahin gehend üben, daß die Qualität seiner Arbeiten mitunter stark schwankte(4), zuweilen sogar innerhalb einer Story.
So kann ich die auch Kritik
Jim Shooters(5) nachvollziehen, daß Gene Colan nicht immer seinem
unzweifel-
haft vorhanden Talent gerecht geworden ist, manches mal einfach zu sehr auf „Tempo“ gearbeitet hat...
EIN
SCHLUSSWORT
Ok,
ich gebe es zu: Vergleicht man die teilweise - objektiv -
schlechten Dracula-Storys mit anderen Ge-schichten aus der Marvel-Welt, dann
ist auch im Superhelden-Teil des Marvel Universums bei weitem nicht
alles Gold was glänzt - auch nicht annähernd. Insofern ist meine
eher negative Einschätzung der Serie zu relativieren. Zumal ich
weiß, daß auch Marvels Dracula-Serie ihre Fans hat. Umso mehr freue ich mich an dieser Stelle auf einen feinen
Artikel
von Helmut Kronthaler über das Schaf-fen von Gene Colan verweisen zu
können, womit bewiesen wäre, daß es sehr wohl große Fans des
Altmeisters gibt!
Gernot Zipperling, 17.01.2010
DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #1
Frank Drake, ein vor kurzem verarmter Nachfahre der Draculas, erbt das Stammschloß der Familie in
Transsilvanien und wie sollte es auch anders sein, der alte Herr Dracula wird beim Besuch Franks
und seiner Freunde (seine Lebensgefährtin Jeanie und sein Kumpel Clifton) wieder zum schaurigen Leben erweckt...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #2
Frank Drake und Clifton kehren zurück nach London, doch auch Dracula zieht es dorthin. Dracula und
Jeanie – nun selbst ein Vampir – greifen die Freunde an und Frank sieht sich gezwungen, Jeanie töten...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #3
In London: Frank Drake jagt Dracula oder Dracula jagt Frank Drake? Als sich Frank entnervt das Leben nehmen will,
erhält er unverhofft Hilfe von Rachel van Helsing und ihrem stummen Helfer Taj. Doch Dracula entkommt ihnen und findet
seinerseits eine Verbündete: das gealterte Mannequin Ilsa Strangway...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #4
Ilsa Strangway lässt sich von Dracula freiwillig zum Vampir machen, da Ilsa
meint, so wieder jung und schön zu werden – ein Trugschluß... Doch auch
Dracula wird getäuscht. Ilsa gibt ihm einen verzauberten Spiegel, der
Zeitreisen ermöglicht - doch wenn auf der Gegenseite kein weiterer Spiegel ist,
ist man in einer Dämonen-Dimension gefangen - für immer...
Williams nicht aufgepaßt
I: John Costanza ist als Letterer angegeben.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #5
Dracula findet tatsächlich einen Spiegel in der Dämonenwelt und entkommt in das Transsilvanien seiner Jugend.
Rachel und Frank folgen ihm dorthin, doch Dracula entkommt erneut, diesmal mit seiner wieder-
belebten Geliebten Leonore...
Williams
nicht aufgepaßt II: Seite 18 englische Textblase("It must!").
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #6
Draculas Geliebte Leonore stirbt, getötet von Rachel und Frank, die den beiden ins London von 1972 gefolgt waren.
Doch Dracula selbst vermögen sie nicht Einhalt zu gebieten, noch nicht einmal mit Hilfe des SUMPFMONSTERS...
Eine wirre Story, möglicherweise bedingt durch das
„Lettering“ (Maschinensatz-Großschrift) von Tomus Verlagsproduktion noch unverständlicher geraten, denn es scheint Sybille van Geem hatte
ihre liebe Not, den Text in den Blasen unterzubringen.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #7
Rachel und Frank erhalten unverhofft Verstärkung durch Quincy Parker, einen alten Freund der van Helsings und selbst ein erfahrener
Vampir-Jäger. Doch auch jetzt können sie Dracula nicht erledigen und der Vampir hetzt seine Todeslegion auf sie – hypnotisierte Kinder,
die nur ein Ziel vor Augen haben: die Freunde zu töten...
Lettering von Grafische Werkstatt – schlägt im negativen Sinne wirklich alles, ist sogar noch (deutlich) mieser als die schlechtesten Arbeiten von Clemens
Raschke...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #8
Unsere Helden Rachel, Frank & Co können entkommen und verletzen Dracula sogar mit einem Giftpfeil – doch der Graf
erhält Hilfe von einem anderen Vampir (ein Arzt), der sein vergiftetes Blut komplett austauscht. Und mehr noch:
Dracula erhält den „Projektor“, mit dem er Tote lebendig und ihm Untertan machen kann. Doch dem Arzt kommen Selbstzweifel
und er zerstört den Projektor – er bezahlt mit seinem Leben dafür...
Ernie Chuas
(richtiger Name Ernesto "Ernie" Chan) Inking tut Colans Zeichnungen ausgesprochen gut, sogar noch klar besser als Tom Palmer zuletzt.
Williams druckt nur Colans Vornamen ab, dafür wird die Koloristin Glynis Wein aufgeführt (was unsinnig ist, da Williams die Farbgebung selbst übernahm).
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #9
Dracula flüchtet verletzt; nicht nur findet er Aufnahme bei Menschen(!), er
freundet sich sogar mit ihnen an (wohlgemerkt, ohne sie zu beißen), nimmt sie gar unter seinen Schutz...
Abgesehen davon, dass Glynis Wein nicht für die deutschen Farben verantwortlich zeichnet,
war diesmal der vielgeschmähte Vincent Colleta fürs Inking verantwortlich, und er wurde einmal mehr seinem Ruf gerecht. Stylistisch
paßt alles, aber der Detailreichtum läßt zu wünschen übrig, nicht zuletzt im direkten Vergleich mit Ernie Chuas Arbeit im Heft zuvor.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #10
Blade betritt die Bühne und führt nun seinen eigenen Kampf gegen Dracula, ist Blade doch auf Quincy Parker gar nicht gut zu sprechen...
Die Blade-Kultausgabe, der erste Auftritt des Vampir-Killers Nummer Eins im Marvel-Universum überhaupt.
Farbangaben sparte man sich von nun an (endlich) bei Williams. Das Inking übernahm diesmal Jack Abel und die Zeichnungen sind wieder deutlich detailreicher als im Heft zuvor.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #11
Ein totkranker und verbitterter Mann, der in einer Eisernen Lunge leben muß, läßt die töten, die er für sein Schicksal verantwortlich macht.
Zufällig ist Dracula hinter seinen Handlangern her, beseitigt sie und rettet damit sogar Quincy Parkers Leben...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #12
Dracula entführt Quincy Parkers Tochter und zwingt die Freunde so in eine vorbereitete Falle zu tappen. Doch auch Blade ist weiter auf Draculas
Spur und mit vereinten Kräften können sie den Graf besiegen. Doch Dracula entkommt erneut und er hat Quincys Tochter zum Vampir gemacht - Quincy
tötet als Gnadenakt seine eigene Tochter...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #13
Erneut lockt Dracula seine Feinde in eine Falle, doch diesmal scheinen sie zu siegen - Blade tötet Dracula...
Doktor Sun beauftragt seine chinesischen Schergen, eine Leiche aus dem Scotland Yard Leichenschauhaus zu stehlen...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #14
Dracula ist tot, doch ein verwirrter Priester ruft ihn ins Leben zurück - und zahlt mit seinem eigenen dafür...
Doktor Sun hat seine Leiche - den Vampir Brand – und versucht sie wiederzubeleben…
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #15
Dracula durchlebt in seinen Erinnerungen einige frühere Abenteuer...
Dracula ärgert sich mit einem lebendig gewordenen Sekelett rum, das seinerseits nur seine ewige Ruhe sucht...
Doktor Sun hat nun was er wollte, sein Vampir Brand lebt...
Hartmut Huff war offensichtlich
stinksauer über die noch frischen Indizierungen von Frankenstein
#5 und Dracula #5 (vom 11. Oktober 1974) und er tat deutlich seinen Unmut über das (Un-)Tun der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften kund.
Seine Übersetzung fällt deutlich aus dem Rahmen, weist an verschiedenen Stellen ironische Anspielungen auf, sei es kontra Bundesprüfstelle oder sonstige humoristische Einfälle, die
nicht so recht in eine Horror-Story zu passen scheinen:
Dracula zieht sich auf sein Schloß nach Transsilvanien zurück, macht dabei einen Umweg über Frankreich. Doch nicht nur Blade,
Rachel und Frank sind hinter ihm her, nun muß er sich auch noch gegen den Leib- wächter eines flüchtigen Deutschen kämpfen; ein Deutscher,
der wiederum vom Super-Vampir Brand – dem Geschöpf Doktor Suns – getötet wird...
Erster (Kurz-)Auftritt von Jack
Russell (Werewolf by Night].
Die vielleicht beste und spannendste, sicherlich aber die verschachteltste aller Storys bislang.
Die Redaktion kündigte eine „Unterbrechung“ der Storyline an,
im nächsten Heft würde der
WERWOLF BEI NACHT
seinen Auftritt haben...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #18
Eine eingeschobene Geschichte – wohl auf Drängen der US-Fans – rund um Jack Russel, den Werewolf by Night, und seine Geliebte,
die Zauberin Topaz; beide erleben in der transsilvanischen Geburtsstadt von Jack ein Abenteuer, einen Kampf gegen Dracula...
Die Geschichte ist nicht nur (mehr oder weniger sinnfrei) in die laufende Storyline eingeschoben, sie endet zudem auch noch abrupt und da die Fortsetzung in
"Werewolf by Night" #15 statt findet, erfuhren die Williams-Leser mangels Veröffentlichung leider nicht, wie der Kampf ausging.
Immerhin, die Redaktion half sich mit einem Textkasten und dem etwas lapidarem Hinweis:
„HIER ENDET DAS DRAMA VORERST. WAS DARAUS AUCH WERDE - SORGET EUCH NICHT...“ [Seite 21]
Ja, schön, danke für den Hinweis. Besser wäre es gewesen, Williams hätte Dracula
#18 & #19 auch gleich ausgelassen, denn Dracula #19 schließt wiederum unmittelbar an die Ereignisse in Werewolf by Night
#15 an.
Und perfekt wäre es gewesen, Williams hätte einfach auch "Werewolf by Night"
#15 im Rahmen der Dracula-Serie veröffentlicht...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #19
Rachel und Dracula kämpfen vereint(!) in den verschneiten transsilvanischen Alpen um ihr Leben und alles wird gut, denn Frank kann Rachel vor Dracula retten...
Der Vampir Brand besteht derweil auch den letzten Test Doktor Suns...
Am Beginn von Dracula
#19 sieht man die verletzte Rachel geführt von Dracula durchs verschneite Gebirge der transsilvanischen Alpen stapfen und der geneigte Williams-Leser durfte
(darf) zurecht einigermaßen verwirrt sein, denn von den
vorangegangenen Ereignissen konnte er nichts wissen.
Der Redaktionshinweis („ZWISCHENDURCH HAT SICH EINIGES EREIGNET“) in einem Textkasten ist dabei wenig
hilfreich; glücklicherweise hatten die Amerikaner den Weitblick, mittels einer kleinen Rückblende die eigenen
(Nicht-Werewolf by Night-)Leser über das Geschehene aufzuklären und damit waren dann auch gleich die Williams-Leser wieder im Bilde.
Praktisch und vielleicht auch der Grund, warum Williams „Werewolf by Night“
#15 ausließ...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #20
Der geschwächte Dracula, flieht noch immer durch die transsilvanischen Alpen vor Rachel und Frank. Und es droht ihm weiteres Unheil: Ein Diener Doktor Suns kann Dracula, Rachel und Frank gefangen nehmen
und nun will Doktor Sun (der ein lebendes Gehirn ist) selbst gegen den Vampir kämpfen - um den Thron der Herrschaft über alle Vampire...
Rachel erzählt Frank von den Abenteuern ihres Großvaters Abraham van Helsing
mit Dracula – dazu ein wirklich nutzloser Hinweis von Hartmut Huff auf die
US-Magazin-Serie „Dracula
Lives!“: „WIE WIR AUSFÜHRLICH
IN UNSEREM HEFT DRACULA
LEBT
SCHILDERTEN.“
[Seite 10]
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #21
Doktor Sun überträgt Draculas Intelligenz auf Brand und läßt seinen Vampir gegen Dracula kämpfen.
Brand siegt, doch als er übermütig wird, tötet Doktor Sun sein Geschöpf und teleportiert sich fort.
Dracula, Rachel und Frank aber können entkommen...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #22
Dracula kämpft in dieser Episode in Rußland gegen einen anderen Vampir, der sich Dracula überlegen fühlt, dann Dracula aber doch unterliegt...
Dracula befindet sich wieder in England; dort rettet er Sheila Whittier vor ihrem dämonenhaften Vater, der sie wie schon sich selbst den Göttern der Finsternis
übergeben will. Doch Dracula schützt Sheila und beißt sie nicht, da er sie zu seiner neuen „Sklavin bei Tag“ machen will...
Die
Story beginnt völlig abrupt im Schloß Sheila Whittiers, die
Vorgeschichte fehlt
(Giant-Size Chillers #1), was zum Teil aber durch Rückblenden erläutert
wird.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #24
Blade kämpft erneut gegen Dracula, der Kampf endet - wenig überraschend - einmal mehr unentschieden...
Eine im Grunde genommen eingeschobene Story, ein wenig wird die
Hauptstoryline dann aber doch voran getrieben. In wenigen Panels wird angedeutet,
daß es eine entscheidende Wendung im Leben von Frank Drake geben wird. Hmm, unzweifelhaft eine Wendung im Kampf gegen Dracula...?
Tom Palmers Tuschearbeit zum Trotz, Colans Zeichnungen bleiben detailarm, einmal mehr kann man den Eindruck gewinnen, dass Colan auf Tempo
gearbeitet hat. Was ihm aber ein ums andere Mal hervorragend gelingt, ist die düstere Grundstimmung des Themas umzusetzen und auch die
Action-Sequenzen sind äußerst schwungvoll und gelungen gezeichnet. Detailarmut hin oder her, Fans von Gene Colan dürften von der Arbeit
sicherlich angetan sein.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #25
Hannibal King erhält einen Auftrag, einem Vampir nachzustellen, der sich – Überraschung – als Dracula entpuppt.
Natürlich kommt es zum Kampf zwischen den beiden und natürlich geht der Kampf unentschieden aus...
Mit Hannibal
King (ein Privatdetektiv) wird eine neue Figur in die Serie eingeführt, zumindest diese erste Story mit ihm bringt darüber hinaus aber nichts Neues, ist
erneut eine Füllstory.
Ein interessantes Detail findet sich dann aber doch, am Ende der Story:
King ist – anders als
Blade – anscheinend selbst ein Vampir.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #26
Die Schimäre, eine uralte Tonfigur (aktuell in drei Stücke zerbrochen) ist aufgetaucht und zusammengesetzt verleiht sie ihrem Besitzer
totale Macht – und so sind alle hinter der Figur her - David Eshcol, der Sohn des Mannes der die Schimäre wieder gefunden hat, Dracula
ebenso wie eine unbekannte Organisation.
Und die Organisation kann Dracula gefangen setzen...
Frank Drake gelangt auf der Suche nach seinem Lebenssinn nach Brasilien, zu seinem alten Freund Danny Summer...
Erneut ein Wechsel im Handlungsstrang, die Handlung stolpert anscheinend planlos vor sich hin.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #27
Dracula entwendet David Eshcol sein verbliebenes Stück der Schimäre und will ihn töten - als ihn jemand davon abhält...
Gleichzeitig schickt die „Organisation“ – die bereits im Besitz der anderen zwei Schimären-Stücke ist - jemanden, der Dracula das dritte Teil abnehmen soll.
Rachel ist unglücklich, vermisst sie ihren Frank doch sehr. Schluchz!
Die Storyline wird nicht wirklich besser, dafür aber zunehmen philosophischer, geradezu metaphysisch...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #28
Der Storytitel „Nackter Wahnsinn!“ ist Programm, der Hauptteil der Geschichte - der Kampf um die Schimäre - spielt sich in Trugbildern ab, die die Beteiligten erleben.
In diesen Trugbildern tauchen dann auch alle wichtigen Protagonisten auf, die in der Serie bis dato eine Rolle spielten.
Der (unbekannte) Anführer der (weiterhin ungenannten) Organisation flieht schließlich, die übrigen streiten sich um die Schimäre
und Dracula jammert nicht nur der Schimäre hinterher, sondern auch Shiela, der Freundin David Eshcols, die er eigentlich auch begehrte –
alles nicht so recht zu seinem bisherigen Rollenverhalten passend.
„Wirrer Wahnsinn!“ wäre ebenfalls ein treffender Titel für die Geschichte gewesen...
Im zweiten Storyteil erleben wir, wie Taj nach Jahren seine Frau und seinen Sohn wiedertrifft. Und daß sein Sohn das eigentliche Problem
darstellt, denn dieser ist ein Vampir. Und deshalb wollen ihn die Dorfbewohner am nächsten Morgen töten...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #29
Dracula ist zutiefst verärgert, daß ihn Shiela verschmäht hat, obwohl er sie doch verschonte...
Da nun beide Angst vor Dracula haben, macht sich David auf, Dracula zu töten, was fehlschlägt. Und als Dracula Shiela holen will, stürzt sie sich freiwillig in den Tod...
In einem Rückblick wird erzählt wie Rachel Taj und dessen Frau rettete, doch kam ihre Hilfe für Tajs Sohn zu spät...
DIE GRUFT VON GRAF DRACULA #30
Tief betrübt über den Tod Shielas sinniert Dracula über frühere Erlebnisse.
Dracula trifft auf ein kleines, blindes Mädchen und weiß nicht mit ihr umzugehen. Als der Vater des Mädchen die Mutter des Kindes tötet,
gerät Dracula in Rage und tötet den Vater. Dies um für das Mädchen Rache auszuüben – was der Kleinen jedoch nicht wirklich verständlich wird...
Er denkt zurück an der Tod von Archibald Strang, der statt Otto von Bismarck Reichskanzler werden wollte, und den Dracula tötete, da Strang drohte,
als Reichskanzler Rumänien mit Krieg überziehen zu wollen...
In der dritten Erinnerung schließlich erleben wir das wirklich erste Aufeinandertreffen Draculas mit Blade – die beiden sind Todfeinde fürs „Leben“, fürwahr...
Für einmal eine etwas anders gelagerte, durch und durch ungewöhnliche Story...
Ungewöhnlich, ja, in Teilen leider aber auch komplett unsinnig. Deutschland besaß keine gemeinsame
Grenze mit Rumänien (und damit zu Siebenbürgen, auch bekannt als
Transsilvanien...) und zudem
war Siebenbürgen zu dieser Zeit Bestandteil Österreich-Ungarns, nicht Rumäniens.
Ergo hätte Deutschland entweder Österreich-Ungarn angreifen müssen oder Dracula hätte es reichlich egal sein können,
ob Deutschland gegen Rumänien in den Krieg zieht.
Man möge mir den historischen Exkurs verzeihen...
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #31
Dracula verfolgt des Parlamentsabgeordneten Lord Singleton und seine Familie; nachdem er dessen Frau und Tochter bereits getötet hat,
will er auch ihm ein Ende bereiten: Weil sich der Abgeordnete von Dracula nicht zwingen läßt, Gesetzesentscheide im Londoner Parlament
zu Gunsten Draculas zu beeinflußen (Absichten, die in dieser Story nicht näher erläutert werden). Doch Singleton ist nicht nur auf seinen
Tod vorbereitet, instruiert von Quincy Parker zeigt er Dracula Dokumente, die vom nahen Tode des Vampirs zeugen. Dracula macht sich auf,
zum mutmaßlichen Drahtzieher, Parker...
Die weiteren Storylines: Taj steht zwischen seinem Sohn und den wütenden Dorfbewohnern; Frank Drake wird bald wissen, wozu ihn sein Kumpel
Danny wirklich nach Südamerika holte (nichts Gutes...) und auch Rachel steht Unheil bevor.
Die Hauptstoryline nimmt einen Verlauf,
daß man sich unwillkürlich fragt, ob man eine Geschichte verpaßt hat – jedoch nein, es fehlt keine der Giant-Size Storys, die Williams allesamt ausließ...
Und was soll man davon halten? Die Haupt-Storyline springt hin und her, ob uninspiriert oder genial bleibt dem Urteil eines jeden Lesers überlassen. Die Neben-Storylines werden
zwar wieder aufgenommen, aber nicht vertieft: die Storyline um Taj tritt schlicht auf der Stelle; immerhin ahnt man nun, dass Frank Drake auch in Südamerika mit Untoten zu tun haben wird.
Gene Colans Zeichnungen passen wie gewohnt stilistisch hervorragend zur düsteren Stimmung der Geschichten, aber alles wirkt einmal mehr wie „schnell hingezeichnet“. Keine Frage, Colans Arbeit ist gut, aber man muß seinen Stil mögen, um sie wirklich zu schätzen.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #32
Tajs Sohn scheint zu sterben und Frank Drake ergeht es mit den Untoten nicht viel besser – sein „Freund“ Danny Summers lockte ihn auf Wunsch Draculas in eine Falle.
Und Dracula führt einen geradezu epischen Endkampf gegen Quincy Parker, einen Kampf, den Parker zu gewinnen scheint. Jedenfalls bis sich herausstellt, daß Dracula einige
Vampirellas zu
Rachel nach Hause befahl. Und Dracula zwingt Parker zu verraten, daß Dracula bald sterben wird...
Gleichwohl
wissend, daß Dracula ganz bestimmt nicht sterben wird, ist die
Story spannend erzählt, macht neugierig darauf, wie es wohl weiter
gehen wird.
DIE GRUFT VON
GRAF DRACULA #33
Dracula lässt Rachel und Quincy Parker zunächst weiterleben. Nun, da er von seinem drohenden, nahen Tod weiß, wird Dracula
gewahr, daß er in den letzten Monaten schwächer und schwächer wurde.
Und er hat einen Verdacht, wer hinter all dem stecken muß: Doktor Sun...
Auch wenn diese Story erneut ein wenig orientierungslos wirkt, ist sie doch ein ordentlicher (wenn auch leider offener Abschluß) für die Williams-Serie. So erfährt man ein wenig mehr über Quincy Parkers Leben und Dracula ist ruhelos wie eh und je...
____
(1)
Allen Dracula-Fans seien an
dieser Stelle die
MARVEL HORROR
Bände #1-12
von Marvel Deutschland (Panini) empfohlen. Dank den Panini-Ausgaben
(veröffentlicht zwischen Oktober 2003 und Dezember 2006) liegen
alle 70 Ausgaben der US-Serie erstmals auf Deutsch vor, plus die von
Williams ausgelassenen Cross-over-Geschichten.
(2)
Giant-Size Chillers und
Giant-Size Dracula sind als eine Serie zu betrachten, Marvel änderte
für die zweite Ausgabe lediglich den Titel.
(3)
Die ersten 6 Storys wurden von
Gerald Conway, Archie Goodwin und Gardner F. Fox geschrieben, dan-
ach wurde die Serie dauerhaft von Marv Wolfman übernommen.
(4)
Hierbei gilt es jedoch Qualität
der Arbeit der Tuscher zu berücksichtigen, die einen nicht zu
unter-
schätzenden Einfluß auf die Zeichnungen haben.
(5) Jim
Shooter ist eine durchaus umstrittene Persönlichkeit; erst
Mitte der 70iger Jahre zu Marvel gekom-
men, ist er in den Williams-Ausgaben natürlich nicht mehr präsent
gewesen. Anfänglich als erfolgreicher Jung-Author (Shooters
Geschichten zählen neben Stan Lees, Roy Thomas´, Steve Engleharts und Roger
Sterns Storys zum besten, klassischen Avengers-Material überhaupt
- heraussragend ist dabei seine "Korvac Saga")
tätig, machte er innerhalb nur weniger Jahre einen rasanten
Aufstieg durch, bis hin zum Chef-Redakteur (Editor in Chief) bei
Marvel.
Auch dabei war er äußerst erfolgreich, so erlebte Marvel unter
seiner Leitung Anfang der 80iger Jahre einen weiteren
Wachstumsschub enormen Ausmaßes. Die Verkaufszahlen stiegen
derartig an, daß die werte Konkurrenz (namentlich DC) geradezu
überrollt wurde. Als unbestritten gilt, daß er das Einkommen der
bei Marvel tätigen Autoren und Zeichner deutlich steigern konnte -
solange sie jedenfalls hochwertige "Produkte" ablieferten;
die enorm positiven Verkaufszahlen in dieser Zeit und ein generell
gutes Verhältnis zur Verlagsleitung halfen Shooter sicherlich bei
seinem Anliegen: adäquate Bezahlung für hochwertige Arbeit zu
leisten.
Auf der anderen Seite machte sich Shooter bei manchem Autor (nur
eines von vielen prominenten "Opfern": Steve Englehart,
der wegen Shooter vorübergehend zu DC wechselte) unbeliebt, da er
mitunter massiv in die Storylines eingriff und Änderungen erzwang,
die nicht im Sinne der Kreativ-Köpfe waren. Das "Problem"
war einfach Shooters allgegenwärtiger Qualitäts-Anspruch, der aber
auch zu vielen unzweifelhaften Ver-besserungen führte, wie zum
Beispiel das Abdrucken der der Leserbriefseite an einer
fixen Stelle im Heft, nämlich nach der Comic-Story (zuvor wanderte
die Leserbriefseite lustig durch die Hefte, wo immer denn gerade
Platz war).
Und auch die Zeichner bekamen ihr Fett weg, in diesem Fall Gene
Colan:
"Gene Colan, God bless him, a great artist... When he worked for me, there were some problems. Gene had to produce a certain amount of work a day for economic reasons and sometimes he'd cheat a little. He used to love it if there was an explosion in a story. No matter what, a tiny explosion would become a full page. Quick page, so he'd make some money.
He did some brilliant work by the way in his career. Dracula. I think he was getting a little tired when I was there. I think we finally cancelled Dracula, it started to fade and he needed work. And the fact is, he worked on a couple different things, with a couple different writers, he just couldn't.... he had to do everything really fast. He wasn't good about doing the reference, he wouldn't pay attention to the story.
I remember Bill Mantlo came in and I had made him rewrite this plot three or four times. He comes in and says, "I have to rewrite this plot three or four times and [Gene] ignores it. That's just not right." I said, "You've got a point, Bill. I put you through hell getting this plot right and here Gene just ignores whatever parts are hard to draw."
Got to the point where Bill wouldn't work with him. Roger Stern wouldn't work with him. Claremont wouldn't... No one would work with him. So guess what he does, he works with me on he Avengers.
I made a deal with him, I said, "Gene, you gotta start doing what you can do. You've gotta do better stuff. I'm gonna make you redraw when you don't. At first, I will repay you to redraw it, but it has to be right. So if you have to redraw something, don't worry, you're not going to lose a day's work. I'll pay you for it. You're going to find that it's better to do it right the first time. And if you do it right, I'll get you more money. You'll be on the Avengers, nice royalties." That went for a couple months.
That's when Wolfman had gone over to DC, thinking fondly of the Dracula days, got him to come over there. And that was better for everybody I think. Doing stuff that was more up his alley. He wasn't really a superhero guy. That's all we had at that point to offer him. He ended up at DC. Just one of those things that didn't work out."
Das Zitat ist ein Auszug aus einem ausführlichen Interview mit Jim
Shooter auf Comicbookresources.