DIE RUHMREICHEN RÄCHER #22
WILLIAMS VERLAG
Oktober 1975 (22. Produktion)
32 Seiten
Heftpreis 1,40DM  

 
Hauptserie (20 Seiten) Zweitserie   (1. Teil, 7 Seiten)
AVENGERS #23 (erschienen 12/1965) CAPTAIN MARVEL #8 (erschienen 12/1968)
Titel: Titel:
Einst ein Rächer... Und Furcht wird folgen!
Originaltitel: Originaltitel:
Once an Avenger... And fear shall follow
Geschichte: Stan Lee Arnold Drake
Zeichnungen: Don Heck Don Heck
Tusche: John Romita sr. Vincent Colleta
Übersetzung:

Hartmut Huff

Hartmut Huff
Lettering: Dieter Scheel Dieter Scheel
INHALT

Während die verbliebenen Rächer die Fahne hoch halten, verdingt sich der jobsuchende Captain America in einem Boxclub...

Derweil will Kang der Eroberer die Schmach der Niederlage(n) austilgen und mit einem Sieg über die Rächer auch gleich das Herz von PRINZESSIN RAVONNA erobern. Kang entführt dazu Scharlachhexe, Quecksilber und Falkenauge ins 40. Jahrhundert und hat dank seiner über-legenen Technologie leichtes Spiel mit ihnen. Wandas Zauberkraft sorgt immerhin dafür, daß Quecksilber ausbüchsen kann - sooo leichte Opfer sind die drei dann also doch nicht...

Als Cap davon erfährt, hält den Rächer nichts zurück - mit Hilfe des "Rekreaters" spürt er Kang auf und der Schurke nimmt seine Herausforderung an.
Doch Kang besiegt einen Helden nach dem anderen, hoffend, daß sich die Prinzessin auf seinen "Liebesbeweis" hin ihm zuwendet. Ravonna aber zeigt ihm weiter die kalte Schulter und ein Pfeil Falkenauges tut ein übriges: Kangs Geduld ist am Ende und er befiehlt seinen Truppen die Ver-nichtung der Rächer und die Zerstörung der Stadt...

 
FAZIT

Unverofft kommt oft - mitten in Stan Lees neu geschaffenem Superhelden-Universum eine märchenhafte Liebesgeschichte alá Marvel...

Ein Klassiker in zwei Teilen, dessen Cover bereits die große, womöglich übermächtige Bedrohung illustriert, die Kang für dieses Rächer-Team darstellt. Ein scheinbar in allen Belangen über-legener Schurke, dessen Sieg über die Helden (diesmal) noch gar nicht mal sein Hauptanliegen ist...
Denn eigentlich ist Kang auf Brautschau, verschonte das 40. Jahrhundert bislang nur aus einem einzigen Grund: nämlich um das Herz von PRINCESS RAVONNA INFO (Ravonna Lexus Renslayer, erster Auftritt in Avengers #23), Tochter von KING CARELIUS INFO (Carelius, erster Auftritt in Avengers #23), zu erobern.
Die Dame zeigt sich freilich recht unwillig, stellt hohe Ansprüche an den Werber, der so gar nicht ihrem Standesdenken entspricht, gleichwohl aber alle Trümpfe in der Hand zu halten scheint. Doch selbst seine ultimative Drohung - die Vernichtung der Stadt und seiner Bewohner - gibt der störischen Herzdame nur allmählich zu denken.

Trotz allem kommen natürlich auch die Avengers in der Story vor und sie beginnt mit einem ge-wohnten Bild: Man streitet sich munter, diesmal darüber, ob Hawkeyes Verhalten nicht Captain America vertrieben hat. Man sieht also, Streiten geht auch ganz ohne Cap...
Des Vermißten Aufenthalt im Boxer-Camp ist dann auch nur kurzfristig. Sein sehnlichster Wunsch ist es noch immer, bei den Avengers mitzutun; als er von der Entführung seiner Kameraden er-fährt, eilt er ihnen stante pede zur Hilfe. Trotz aller Differenzen wird deutlich, daß die vier Helden ein eingeschworenes Team sind.

Zuvor nutzt Kang einmal mehr die Gunst der Stunde, erkennt, daß die verbliebenen Avengers ohne Captain America nur "ein Schiff ohne Steuermann - eine Herde ohne Leithammel" sind - ihre Vernichtung sollte für den Zeitreisenden kein wirkliches Problem darstellen. Doch erstens kommt es anders, als man zweitens denkt: Zwar hat Kang wenig Mühe mit Scarlet Witch, Quicksilver und Hawkeye, besiegt sie rasch und entwaffnet noch nicht einmal den Bogenschützen, so sicher ist er sich seiner Sache. Auch die Verstärkung durch Cap ändert daran nicht viel, die Rächer zeichnen sich vor allem durch ihre Unbeugsamkeit aus.
Entscheidend ist schließlich dann das Zögern Ravonnas, Kang ist ihr Spiel leid und befiehlt seinen Truppen alles und jeden zu zerstören. COMIC
Stan Lees modernes Märchen (Prinzessin, Königreich, Helden und Schurke - die notwendigen Zutaten sind vorhanden) endet mit mit einem Cliffhanger erster Güte: denn diese Avengers scheinen gegen Kangs Armeen doch chancenlos zu sein?

. . .

John Romitas Tuscharbeit macht ihm Vergleich zu Dick Ayers oder Wally Woods Arbeiten keinen großen Unterschied aus - Don Hecks Arbeit bleibt bodenständig gut, wirkt jedoch immer ein wenig "ungelenkt".
 

 
REDAKTIONELLES

In diesem Monat war es also soweit: Williams erweiterte sein Marvel-Programm um DER EISERNE, DR. STRANGE  und PLANET DER AFFEN sowie den den DC-Titel GRÜNE LATERNE ).
Ein generelles, kritisches Wort zu diesen Neustarts: Zu diesem Zeitpunkt muß klar gewesen sein, wie gut (oder besser gesagt schlecht) sich die einzelnen Serien verkauften. Und die neuen Serien waren wohl nur ein Versuch, mit anderen Charakteren die teilweise unbefriedigenden Verkaufs-zahlen aufzubessern, in der Hoffnung, damit den Geschmack der deutschen Leser besser zu treffen. Das gilt erst recht für die im Februar 1976 gestartete KUNG FU-Serie, bei der man sich mit dem Taschenbuchformat zudem auf ein für Williams-Marvel neues Terrain wagte.
Gerade Planet der Affen (Einfärbungen der anfänglich schwarz-weißen Filmstorys, Übersetzung der zahlreichen redaktionellen US-Beiträge) und Kung Fu (sehr aufwendige Umformatierung vom Heft- aufs Taschenbuchformat) zeichnen sich durch enorme Detailverliebtheit aus und brachten in der Theorie eigentlich auch beste Voraussetzungen mit, um erfolgreich zu sein: die Affen-Kinofilme wie auch die Kung Fu-TV-Serie waren ein weltweiter Erfolg.
Doch was in den USA funktionierte und den dortigen Lesern einige Jahre länger Lesevergnügen bescherte war in Deutschland nicht mehr als ein Test, der leider nach nur einem Jahr für ge-scheitert erklärt wurde und mit der bekannten massenhaften Serieneinstellung endete.

. . .

Fand sich im letzen Heft schon nur die Leserbriefseite, ist es in Rächer #22 richtig mau: Statt redaktioneller Inhalte findet sich Werbung für die neuen Serien Eiserner und Doc Strange.

WEITERE REDAKTIONSBEITRÄGE DER 22. PRODUKTION
[Spinne nicht berücksichtigt]
 
Natürlich finden sich in verschiedenen anderen Heften der 22. Produktion auch Eigenwerbungen für die neuen Titel Planet der Affen und DCs Die Grüne Laterne

Die drei neuen Marvel-Titel enthalten wiederum passende Einleitungsseiten der Redaktion:
- in Planet der Affen eine Einführung von Hartmut Huff (der den Original-Artikel von Roy Thomas dazu leicht überarbeitete);
- beim Eisernen finden sich einige Erläuterungen zum US-Konzept der Figuren IRON MAN in Tales of Suspense und ANT-MAN in Tales to Astonish;
- und die schönste Einführung findet sich in Doktor Strange - eindeutig von einem wirklichen Fan(1) der Serie verfaßt, wird nicht nur in blumigen Worten von der Figur geschwärmt, sondern auch gleich Licht in die verwobene Veröffentlichungsreihenfolge
(Doktor Strange mit der übernommenen Numerierung von "Strange Tales" [1968] / "Marvel Premiere featuring Dr. Strange"  [1972] / "Dr. Strange" [1974]) der Amerikaner gebracht. 
Vorsorglich wurde auch gleich darauf hingewiesen, daß es storymäßig inhaltliche Überschneid-ungen mit den Zweitstorys von Dr. Strange (die den älteren Storys aus den Strange Tales-Heften ab Juli 1963 entnommen wurden) geben würde. Daß die Zeichnungen dieser älteren Storys von Steve Ditko stammten wurde klar genannt, daß die Zeichnungen qualitativ nicht annähernd mit denen von Gil Kane oder gar Gene Colan würden mithalten können, wurde hingegen nicht eigens erwähnt...
Erwähnenswert auch die Tatsache, daß Doktor Strange als einziger der Marvel-Superhelden-Titel zu keinem Zeitpunkt einen anderen Helden als Zweitserie im Heft hatte.


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(1) Vermutlich von Redakteurin Kirsten Isele, die die Serie auch übersetzte.
 
09.03.03 (Überarbeitungen 02.10.05 und 16.12.12)

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REZENSION  © 2003 GERNOT ZIPPERLING