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WILLIAMS PARALLELWELTEN
WERWOLF BEI NACHT

  
 

Eine alternative Cover-Galerie geschaffen von Bernd Tezeden.

 
 
Wie hätte es zu Williams gepaßt?
 
Für den Neustart in 1974 entschied man sich bei Williams zu einem Mix aus fünf (BSV-)bewährten Superhelden-Charakteren und zwei Titeln aus dem Horror-Bereich. Und letzteres machte auch durchaus Sinn(1), denn Anfang der 70iger Jahre gab es in USA eine Renaissance bei Horror-Comics und so veröffentlichte auch Marvel (wenig überraschend...) ein Füllhorn verschiedenster Titel aus diesem Genre. Beim Großteil der (zumeist kurzlebigen) US-Titel handelte es sich um das "klassische" Format, Serien(2) mit unzusammenhängenden Kurzgeschichten (häufig genug handelte es sich um Nachdrucke von älteren Storys), es gab aber auch Serien mit sequentiellen Abenteuern und diese Serien konnten sich im Gegensatz dazu über Jahre hinweg am Markt behaupten:
Namentlich Frankenstein und die nochmals deutlich erfolgreicheren Charaktere Dracula und Werewolf by Night.


Im Grunde genommen wurde bei diesen drei Titeln das bewährte Superhelden-Konzept(3) für die "artfremden" Charaktere verwendet, um die Art fortlaufender Geschichten(4) zu erzählen, die am besten geeignet war, eine starke Leserbindung zu den Charakteren zu schaffen und so die Fans langfristig zum Kauf der Serien zu animieren.
Daß sich Williams dabei für Frankenstein und Dracula und gegen Werewolf by Night entschied, dürfte vor allem am Bekanntheitsgrad gelegen haben, denn inhaltlich sind sich vor allem Dracula und Werewolf by Night durchaus ähnlich(5). Also eine gut nachvollziehbare Entscheidung, aber man kann natürlich - insbesondere und gerade auf einer Seite mit fiktiven Covern - davon träumen, daß der Werwolf bei Nacht doch so gut zur mysteriösen 650800x gepaßt hätte, die für SHAZAM! reserviert worden war...
 
 
 
Über Inhalt und Gestaltung des Mannwolfs(6)
 
Geschaffen(7) wurde Werewolf by Night von Gerry Conway und Mike Ploog(8), das kreative Team der ersten sieben Geschichten. Inhaltlich wird die Geschichte von Jack Russell erzählt, der sich pünktlich mit Erreichen seines 18. Lebensjahres erstmals in den Werewolf by Night verwandelt und von nun an - Spoiler: immer bei Vollmond - des nächtens (Comics Code-kompatible...) blutrünstige Abenteuer erlebt, während sein menschliches Alter Ego zu ergründen versucht, warum er diesem Fluch obliegt und wie er ihn wieder loswerden kann...

Während Gerry Conway seine Sache recht ordentlich macht und die passenden, genregerechten Texte schrieb, bin ich von Ploogs Arbeit enttäuscht. Wie auch bei seinem Frankenstein passen die Zeichnungen atmosphärisch gesehen durchaus zum Thema, aber gute Zeichnungen sehen für mich anders aus: Nämlich so wie bei seinen (schwarz-weißen) Planet der Affen-Geschichten, deren zeichnerische Qualität nicht nur von mir über den grünen Klee gelobt wird.
Eine Ursache dafür findet man, wenn man die Zeichnungen aus Marvel Spotlight #2-4 (02/05/06/1972) mit Werewolf by Night #1-3 (ab 09/1972) vergleicht:
Ploog hat die drei MS-Geschichten (bleistift-)gezeichnet und getuscht und das Ergebnis ist... jedenfalls nicht mein Geschmack COMIC 1 COMIC 2. Das besserte sich sichtbar mit den ersten drei Werewolf-Ausgaben und den (entscheidenden) Unterschied machte... der Inker namens Frank Chiaramonte
COMIC 1 COMIC 2, der auch einige von Ploogs 'Terror on the Planet of the Apes'-Geschichten inkte. Allerdings sehen die von Ploog selbst geinkten Terror-Abenteuer nicht schlechter aus, so daß mein Fazit zu Ploog lautet: Es kam darauf an, wieviel Zeit Ploog bereit war aufzuwenden. Wenn er wollte, konnte er durchaus sehr ansehnliche Tuscharbeiten abliefern.
Dennoch (oder gerade deswegen) sind diese sechs Werewolf-Geschichten ein sehr schönes Beispiel dafür, welche Bedeutung die Tuscher im amerikanischen Comic-System haben (können), das zumeist auf der arbeitsteiligen Trennung zwischen Bleistift- und Tuschzeichnern setzt(e).


Aber gerade Zeichnungen sind ohnehin Geschmackssache und es gab während der fünfjährigen Veröffentlichungsphase bis März 1977 ohnehin etliche Wechsel bei Autoren und Zeichnern, nicht anders als man es von Marvels Superhelden-Serien her kennt:
Die Autoren Len Wein, Marv Wolfman, Mike Friedrich wechselten zusammen mit den Zeichnern Michael Ploog, Werner Roth, Tom Sutton, Gil Kane, bis sich schließlich mit Doug Moench und Don Perlin (ab Werewolf by Night #20) ein fixes Team bis zum Ende der Serie herausbildete; insgesamt erschienen 43 Ausgaben (letztes Heft Werewolf by Night #43).
Damit nicht genug erschienen auch noch fünf Giant-Size-Hefte(9) -- der Werewolf muß sich also zumindest phasenweise gut an den Kiosken geschlagen haben.
 
 
 
Erwähnenswerte 'Meilensteine' der Werewolf by Night-Veröffentlichungen
 
Ob man nun (Marvels) Horrorgeschichten gut oder schlecht findet, bleibt natürlich jedem Leser selbst überlassen. In jedem Fall sind auch mir vier erwähnenswerte Ereignisse in der Werewolf by Night-Historie aufgefallen:
In Marvel Spotlight #3 (Autor: Gerry Conway / Zeichner: Mike Ploog) taucht zum ersten mal das ominöse 'Book of Darkhold' auf, ein wichtiges Utensil, das unter anderem (in späteren Geschichten) dem bösen Dämon Chthon einen Pfad zur Erde eröffnet.
In Giant-Size Creatures #1 (Autor: Tony Isabella / Zeichner: Don Perlin) hat Greer Nelson ihren ersten Auftritt als TIGRA (irgendwo habe ich mal gelesen, sie sei eine Werkatze...) und in Werewolf by Night #32/33 tritt Marc Spector erstmals als MOON KNIGHT in Erscheinung. Beides sind immerhin Charaktere aus der zweiten Reihe Marvels, wobei sich der Stellenwert von Moon Knight mit der kommenden TV-Serie vielleicht mittelfristig noch verbessert (wer weiß).
Und in Werewolf by Night #15 gibt es Teil 2 des (zweiteiligen) Crossovers mit Dracula #18 (beide Geschichten wurden von Marv Wolfman geschrieben); den Teil 2, den man bei Williams als verzichtbar einstufte und daher den Lesern vorenthielt (was Hartmut Huff zu den lapidaren Worten veranlaßte: "HIER ENDET DAS DRAMA VORERST. WAS DARAUS AUCH WERDE - SORGET EUCH NICHT..."). Daß diese Geschichte von Williams nicht veröffentlicht wurde, ist genauso ärgerlich, wie die Nichtveröffentlichung von Incredible Hulk #140, mit dem zweiten Teil des Kampfes der Avengers gegen Psyklop. Unschön, das ist.

Der Vollständigkeit halber sei auch ein weiterer Gastauftritt erwähnt: In 'Giant-Size Werewolf by Night' #2 (Autor: Doug Moench / Zeichner: Don Perlin) trifft der Werwolf auf das Monster Frankenstein. Ich bezweifle, daß mir diese Geschichte gefallen würde, zumal ich (auch) kein Fan von Don Perlins Zeichnungen bin. Aber wußte man bei Williams nicht von der Existenz der Geschichte? In Anbetracht der chronischen Materialknappheit bei Frankenstein hätte das Giant-Size-Abenteuer das Problem zumindest lindern können.

Wie auch immer: Jedem, dem Bernds Cover Lust auf mehr machen (und den ich nicht abgeschreckt habe...) sei gesagt, daß Panini - wie ich zufällig entdeckt habe(10) -  den kompletten Werwolf-Satz mit all diesen Geschichten bereits im Dezember 2020 als Hardcover-Band (in der Reihe "Classic Collection") veröffentlicht hat. Am Rückumschlag ist klar zu erkennen, daß das US-Omnibus-Pendant als Vorlage für die deutsche Veröffentlichung diente. Und da Cory Sedlmeier (der Mann ist ein Segen für die US-Klassikveröffentlichungen) die Restaurierung als Editor überwachte, erstrahlen die Zeichnungen in neuem, nie gekanntem Glanz, was somit auch bei der deutschen Fassung  der Fall sein dürfte.
Ich bezweifle allerdings, daß die deutschen Übersetzungen auf dem selben Niveau sind (selbst wenn sie nicht von Herrn S. stammen sollten) und würde persönlich das US-Omnibus empfehlen (auch des generell besseren Letterings der US-Ausgaben wegen). Denn die einzigen, die 'Stan Lee und Co.' wirklich adäquat ins Deutsche übersetzt haben, waren 'Hartmut Huff und Co.'...
 
 
 
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(1) Zumal der bereits seit 1972 von BSV veröffentlichte Titel Horror sich so gut verkaufte, daß  weiter im Williams-Programm blieb.
(2) Hier ist eine Auswahl dieser Titel aufgelistet.
(3) Gerade beim Werwolf fühle ich mich unwillkürlich an den Hulk erinnert: Eine Jekyll und Hyde-Figur, die in ihrer "wilden" Ausführung den Großteil ihrer Intelligenz verliert und bei der man den Protagonisten nach seiner Rückverwandlung in einen Menschen mit nacktem Oberkörper und zerrissenen Beinkleidern sieht. Hulk, irgendwer?
(4) Zumindest bei Dracula und Werewolf, nicht wirklich bei Frankenstein.
(5) Zumindest schließe ich das aus der Handvoll von Heften/Storys, die ich exemplarisch zur Vorbereitung dieser Einleitung gelesen habe...
(6) Werwolf von germanisch 'wer' = 'Mann' und... Wolf [WIKI]
(7) Was so nicht ganz korrekt ist, denn der Plot zur ersten Geschichte stammt von Roy Thomas und seiner ersten Frau Jeannie.

(8) Marvel Spotlight #2-4 und daran unmittelbar (auch inhaltlich) anschließend Werewolf by Night #1-4.
(9) 'Giant-Size Creatures' #1 und 'Giant-Size Werewolf by Night' #2-5.
(10) Seit Panini das eigene Forum (vermutlich wegen akutem Reichtums) nicht wieder eröffnet hat, kriege ich kaum noch mit, was die so veröffentlichen...
 
 
 
 
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MARVEL SPOTLIGHT #2 (02/1972)
 

 
MARVEL SPOTLIGHT #3 (05/1972)
 

 
MARVEL SPOTLIGHT #4 (06/1972)
 

 
WEREWOLF BY NIGHT #1 (09/1972)
 

 
WEREWOLF BY NIGHT #2 (11/1972)
 

 
WEREWOLF BY NIGHT #3 (01/1973)
 

 
WEREWOLF BY NIGHT #4 (03/1973)
 

 
WEREWOLF BY NIGHT #5 (05/1973)
 

 
WEREWOLF BY NIGHT #6 (06/1973)
 

 
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WEREWOLF BY NIGHT #9 (09/1973)
 

 
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