DIE RÄCHER #1
WILLIAMS-VERLAG
JANUAR 1974 (1. PRODUKTION)
36 Seiten
Heftpreis 1,20DM  

      

 
Hauptserie (22 Seiten) Zweitserie   (1. Teil, 7 Seiten)
AVENGERS #1 (09/1963) CAPTAIN MARVEL #1 (05/1968)
Titel: Titel:
So wurden sie die Rächer! Der Kampf der Titanen!
Originaltitel: Originaltitel:
"The coming of the Avengers" "Out of the Holocaust ... a Hero!"
Geschichte: Stan Lee Roy Thomas
Zeichnungen: Jack Kirby Gene Colan
Tusche: Dick Ayers Vincent Colletta
Übersetzung:

? Reinhard Mordek?

?
Lettering: Grafik-Design (Maschinen-Hand-Lettering) ? (Hand-Lettering)
INHALT
LOKI, Thors Erzfeind, führt die Rächer zusammen: Weil sich der Gott des Truges an THOR für seine Verbannung rächen will, schmiedet er einen seiner heimtückischen Pläne:
Durch einen Trick veranlaßt Loki HULK eine Eisenbahnbrücke zu zerstören. Von nun an wird der Hulk gejagt und auch Thor beteiligt sich an seiner Verfolgung. Damit scheint Loki sein Ziel er-reicht zu haben, denn er will Thor in eine Falle locken.

RICK JONES, Hulks treuer Teenagerfreund, ruft Hilfe herbei: Sein Ruf wird erhört, nicht nur von Thor, sondern auch von AMEISENMANN (Ant-Man), WESPE (Wasp) und dem EISERNEN (Iron Man).
Durch eine Projektion des Hulks lockt Loki Thor von den übrigen weg - aber der Donnergott durchschaut das falsche Spiel und verdächtigt sofort seinen Halbbruder. Derweil versuchen die übrigen drei Helden den Hulk zu bändigen - ohne jedoch Erfolg zu haben.

Thor seinerseits macht sich zur Insel des Schweigens auf, um dort Loki zu entlarven. Der Donner-gott überwindet alle Fallen und kehrt siegreich zu den übrigen Helden zurück, die noch immer gegen den Hulk kämpfen.

Als der Hulk von der Hinterlist Lokis erfährt, beendet er den Kampf. Doch noch gibt Loki sich nicht geschlagen: Er macht sich radioaktiv, um so alle außer Thor zu vertreiben, denn er sucht den Entscheidungs-Kampf gegen seinen Bruder.

Dies aber vereiteln die herbeigerufenen Ameisen des Ameisenmanns: Loki stürzt durch eine Falltüre und wird in einer Bleikammer gefangen -- seine Radioaktivität kann nun niemandem mehr Schaden zufügen.

Ameisenmann, Eiserner, Thor, Wespe und der Hulk aber gründen DIE RÄCHER!
 
FAZIT
Die Entstehungsgeschichte der Avengers hinterläßt bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck. Einerseits reißt einen die Story (aus heutiger Sicht) nun wirklich nicht vom Hocker, dabei gilt es aber zu berücksichtigen, daß sie Anfang der 60iger Jahre entstanden und im Zeitgeist zu sehen ist - Stan Lees und  Jack Kirbys Marvel-Universum war (ist) schlicht wegweisend für das gesamte Genre. Auch kann man der Story einen gewissen Charme nicht absprechen.

Und andererseits gilt es sich zu vergegenwärtigen, daß der Leser Zeuge eines ganz großen Comic-Ereignisses wird: Der Entstehung des mächtigsten Super-Helden Teams, das Marvel seit jeher aufzubieten hat. Und eines, das sich seit 1963 - in häufig wechselnden Besetzungen (was mit den Reiz ausmacht) - erfolgreich am Markt behauptet.
Streng bewertet dürfte die Story dennoch nur zwei W bekommen, das verklärende Fan-Auge vergibt vier:

Als Aufhänger der Story dient ein Versuch Lokis sich an seinem verhassten Bruder Thor zu rächen; für Lee ein Vehikel die Avengers als Gruppe zusammen zu bringen. Bedingt durch den recht langen Storyteil rund um die Erlebnisse Thors auf der Insel des Schweigens wirkt ein guter Teil der Geschichte dabei wie einem Solo-Abenteuer von Thor entnommen. 
Die Story selbst ist schlüssig und sehr wohl unterhaltsam, und führt die zukünftigen Mitglieder der Avengers einzeln in die Story ein, wenn sie dabei - von Thor abgesehen – auch nur kurz im Rampenlicht stehen. 

Von Beginn an mit dabei: Rick Jones und die Teen-Brigade, mit Rick Jones in der Rolle des „Ersatz-Teenys“, da die Avengers ja kein jugendliches Mitglied hatten. Rick Jones wurden später auch noch gewichtige Rollen zuteil (man denke nur an seine entscheidende Rolle im Kree-Skrull-Krieg Epos), in den frühen Avengers-Storys wirkt er für mich aber zumeist wie ein Anhängsel; immer in der Rolle als Identitätsfigur für die (damals noch überwiegend jugendlichen) Leser.

Natürlich gibt es im Heft reichlich Action-Szenen der „Großen“, aber auch die „kleinwüchsigen“ Helden können sich bewähren, wissen sich durch List zu helfen. Dabei darf die weibliche Heldin des Teams in den Anfangsjahren noch keine sehr aktive Rolle übernehmen, aber das war in den übrigen Marvel Comics der 60iger ja nicht anders. Immerhin ist es die Wespe, die den Namen des Teams ersinnt:
DIE RÄCHER! INFO

Rein zeichnerisch überzeugt mich das Heft nicht. Alles wirkt etwas gleichartig, die Action-Szenen ein wenig statisch und die Charaktere (vor allem deren Gesichtszüge) kommen nicht sehr individuell rüber - allerdings bin ich auch kein Kirby-Fan, was diese Einschätzung erklären mag. Jack Kirby hatte ein Faible für gewaltige Helden; ich persönlich bevorzuge aber Don Heck und vor allem (natürlich) John Buscema.

Die Solo-Abenteuer der Avengers konnten die (amerikanischen) Leser parallel auch in ihren eigenen Serien verfolgen, wenn sich die Charaktere die Serien meist auch mit anderen Helden teilen mußten:
Iron Man und (später) Captain America in Tales of Suspense (TOS), Ant-Man (Giant-Man)/Wasp (später ersetzt durch Sub-Mariner) und Hulk in Tales to Astonish (TTA) und Thor in Journey into Mystery (JIM):

  THOR INFO (Thor Odinson alias Dr. Donald M. Blake - erster Auftritt in JIM #83, Coverdatum 8/1962);
 IRON MAN INFO (Anthony Edward "Tony" Stark - erster Auftritt in TOS #39, Coverdatum 3/1963)
;
A
NT-MAN INFO (Dr. Henry "Hank" Pym - erster Auftritt in TTA #35, Coverdatum 9/1962)
;
WASP INFO
(Janet van Dyne - erster Auftritt in TTA #44, Coverdatum 6/1963);
HULK
INFO (Dr. Robert Bruce Banner - erster Auftritt in Hulk #1, Coverdatum 5/1962);
Ehrenmitglied RICK JONES INFO (Richard Milhouse "Rick" Jones - erster Auftritt in Hulk #1);
LOKI INFO (Loki Laufeyson - erster (moderner) Auftritt in JIM #85, Coverdatum 10/1962).

 
REDAKTIONELLES
Zur Begrüßung in allen Erstausgaben der neuen Serien hatte sich Williams einen ganz besonderen Gast geladen: Kein geringerer als Stan Lee persönlich schrieb das Vorwort für die zweite Generation von Marvel-Comics in Deutschland. Allen Zweiflern sei gesagt, daß der Redakteur Reinhard Mordek die Authentizität in einem Interview (Sprechblase #174/175) bestätigt hat - die Wortwahl selbst paßt sowieso perfekt zum Übervater Marvels.
Ganz seinem opulenten Stil treu bleibend lauten dann auch seine Worte: einem Steppenfeuer gleich, habe das um die Welt rasende Marvelfeuer nun auch Deutschland erreicht und 

"bis zu diesem historischen Augenblick war die Zauberformel ´Marvel´ Euch allen unbekannt."

Das war so ja nicht richtig. Schließlich gab es dank der BSV-Veröffentlichungen bereits seit September 1966 Marvel Superhelden-Comics in Deutschland. Hatte man den guten Stan da etwa schlecht informiert?

Auch der Redakteur Reinhard Mordek, der als Remo das deutsche Pendant zu Stan Lee sein sollte, verfasste eine kurze Einleitung für die Fans - er gab sogar einen Hinweis auf die Hit-Comics von BSV und erläuterte, daß man den Neubeginn nicht nur mit der jeweils ersten US-Story der Serien starten würde, sondern daß bei Williams alle wichtigen Serien erscheinen würden (bei BSV waren zuletzt nur noch Spinne und Fantastische Vier veröffentlicht worden).

Auffallend ist, daß die Textblasen nicht hand-gelettert  wurden, sondern in einem (wenn auch sehr guten) Maschinen-Hand-Lettering gehalten sind.
Das sollte auch noch bis zum vierten Heft so bleiben (kurioserweise ist die Zweitstory Captain Marvel in RÄCHER
#1 tatsächlich hand-gelettert), um dann in Heft #5 einen weiteren "Höhepunkt" zu erleben. Aber aller Anfang war halt schwer, auch beim Format der Hefte sollte es ja noch einige Änderungen geben. 
Und auch anfängliche Abstimmungsprobleme zwischen den Übersetzern/Redakteuren gab es: So ist zum Beispiel auf dem Cover vom Eisenmann die Rede, im Heft selbst wird er dann aber zum Eisernen.

Außergewöhnlich viel Aufwand trieb die Redaktion auch bei den Zweitstorys der ersten Hefte - die US- Cover wurden sorgfältig eingedeutscht, so daß praktisch vollwertige Cover vorliegen - bei 36 Seiten Heftumfang konnte man sich diese "Platzverschwendung" noch leisten.

Das Heft enthält außerdem einen ersten Sammel-Coupon (Nr. 6) und die Cover-Rückseite wird vom ganzseitigen Marvel Sammelbild Nr. 1 - DAS DING geziert. Interessanterweise war die Originalvorlage dafür von Marvel USA für Marvel UK gemacht worden.
 
 

WEITERE REDAKTIONSBEITRÄGE DER 1. PRODUKTION
[Spinne nur bis Heft
#1 berücksichtigt]

In der ersten Ausgabe der FANTASTISCHEN VIER finden sich gleich zwei Superhelden-Rätsel: ein Labyrinth und ein Suchbild
Ganz wie bei Captain Marvel erhielten auch die übrigen Superhelden-Zweitserien zum Neustart ein eigenes Cover spendiert, das mit einigen wenigen Ergänzungen auch als Verkaufs-Cover einer eigenständigen Serie geeignet gewesen wäre:

DER DÄMON [FV] - AQUARIUS [SPINNE] - SILBERSTÜRMER [THOR] - X-TEAM [HULK].

Auch in SPINNE #1 findet sich ein Superhelden-Rätsel: ein Irrgarten namens Marvel-Jagd.

Noch mehr Rätsel-Klassiker finden sich in FANTASTISCHEN VIER #2: Das Fehlerbild Richards oder nicht Richards? und auf der Heftrückseite ein Malen-Nach-Zahlen-Hulk.

  
18.08.02 (Überarbeitungen: 18.09.05 / 01.11.09 / 06.09.11)

ALL IMAGES AND CHARACTERS  TM & © MARVEL CHARACTERS, INC. ALL RIGHTS RESERVED

REZENSION  © 2002 GERNOT ZIPPERLING