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DIE FANTASTISCHEN VIER



Marvels Erste Familie mußte leider einiges an „redaktionellen Bearbeitungen“ über sich ergehen lassen. Sprich, die Serie ist in sehr viel stärkerem Ausmaß von Kürzungen und Auslassungen betroffen, als es zum Beispiel bei den Rächern der Fall ist.

KÜRZUNGEN


17 mal wurden Fantastic Four Storys von Williams gekürzt - meist fehlt eine Seite, es gibt aber auch Fälle mit zwei und bei FV
#15 gar drei fehlenden Seiten:

 

1 Seite gekürzt

2 Seiten gekürzt

3 Seiten gekürzt

FV #7 [FF #7] FV #15 [FF #17]
FV #16 [FF #18] 

FV #17 [FF #19] 

FV #18 [FF #20] 
FV #19 [FF #22]
FV #20 [FF #23]
FV #21 [FF #24] FV #23 [FF #26]
FV #24 [FF #27]
FV #25 [FF #28]
FV #27 [FF #30]
FV #32 [FF #35] FV #70 [FF #74]
FV #71 [FF #75]
FV #72 [FF #76]
FV #74 [FF #78]


Positiv ist anzumerken, daß
einigen der Kürzungen nicht komplette Seiten zum Opfer fielen, sondern die Redaktion gezielt Panels kürzte, um aus den verbleibenden dann eine neue Seite zu bilden – nur ein kleiner Trost, aber zumindest wurde nicht stumpfsinnig drauf los gekürzt, sondern nach Story-verträglichen Lösungen gesucht.

Ein Sonderrolle nehmen dabei FV
#70-72 & FV #74 ein, handelt es sich doch streng genommen nicht um Kürzungen, jedenfalls nicht um von der Redaktion vorgenommene Kürzungen. Williams konnte den Fantastic Four-Originalvorlagen nicht habhaft werden [vgl.  CHECKLISTE der 35. Produktion] und wich für diese Storys deshalb auf die Reprint-Reihe Marvel`s Greatest Comics (MGC) aus – und die MGC-Storys waren bereits von Marvel USA von 20 auf 18 Seiten gekürzt worden. In der Marvel-Bibel sieht man sehr schön die redaktionellen Bearbeitungsvermerke – das „X“ steht dabei ohne Zweifel für „fehlend“.
[Page 121]
Ein Detailvergleich zwischen Williams (MGC-Versionen) und BSV (ungekürzte FF-Versionen) von Marc Böthig findet sich hier.

AUSLASSUNGEN


Stärker noch als bei den Kürzungen der Fall war, traf es die Fantastischen Vier in puncto ausgelassene Hefte: gleich 6 komplette Storys wurden von Williams nicht veröffentlicht:

FANTASTIC FOUR #5/6


War die Williams-Marvel-Welt bei Fantastische Vier
#1-6 (darin enthalten sind FF #1-4) noch in Ordnung, kam es im April 1974 auch schon zu den ersten Auslassungen. Wie in der Marvel-Bibel (PAGE 110) zu sehen ist, waren die Hefte bei der ersten "Zählung" zunächst noch berücksichtigt worden, wurden dann aber ausgestrichen – offensichtlich hatte man nun erst bemerkt, daß dieses Material gar nicht zur Verfügung stand. 

Bezeichnenderweise fehlen FF
#5/6 auch bei den Veröffentlichungen von BSV (hingegen wurden FF #1-4 und #7-10 von BSV in der gewohnt chaotischen Weise veröffentlicht). 
[PAGE 109] [PAGE 110]

FANTASTIC FOUR #10 & #12


Auch über FF #10 & #12 konnte Williams nicht verfügen; wobei FF #12 zunächst mitgezählt, dann aber ge-
strichen wurde. 
[PAGE 111] [PAGE 112]

FANTASTIC FOUR #21


Vermerk:
„nicht erschienen!!“


FF
#21 stellt einen Sonderfall dar. Der Vermerk ist zunächst etwas irreführend und bedeutete in Wirklichkeit, daß die Story in Deutschland nicht erscheinen sollte - denn natürlich war sie in den USA veröffentlicht worden. Genau genommen sogar zweimal, denn die Amerikaner hatten die Story in der Reprint-Reihe Marvel Collector´s Item Classics (Heft #15, 06/1968) zu diesem Zeitpunkt bereits ungekürzt nachgedruckt gehabt. Möglicherweise hätte man sogar auf diesen Nachdruck zurückgreifen können, abgehakt wurde er jedenfalls. [PAGE 417]
Vielmehr dürfte Williams die Story (die FV kämpfen gegen den Hate Monger, der ein Klon Adolf Hitlers ist) zu „problematisch“ gewesen sein, und man ging ähnlich wie bei Avengers #6 von vornherein jedem möglichen Ärger lieber gleich aus dem Weg.
[PAGE 113]

FANTASTIC FOUR #44


Fantastic Four #44 ist die letzte ausgelassene FF-Story; normalerweise hätte sie in Fantastische Vier
#41 veröffentlicht werden müssen. Offensichtlich war aber von Anfang an klar, daß man über dieses Material nicht verfügen konnte, denn die Story wurde in der Bestands-Zählung gar nicht erst berücksichtigt. 
[Page 116]
Allerdings machte die Redaktion diesmal kein Geheimnis daraus, im Gegenteil, man hob den "Mißstand" auf der Eröffnungsseite von FV #41 sogar klar hervor:

"Irgendwer hat uns die letzte Ausgabe nicht gegönnt! Das habt ihr deshalb verpaßt:“  
...
[es folgt eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus FF
#44]
...
„(Sollten wir Glück haben, bringen wir diese Geschichte bald als Extra-Ausgabe! - Danke, Freunde!)"


Warum Williams für die fehlende Ausgabe FF
#44 nicht auf den US-Nachdruck zurückgriff (was man später im Falle von FF #74-76 & #78 ja tat), bleibt offen. Die Marvel-Bibel gab natürlich sehr wohl darüber Auskunft, ob Storys von Marvel USA bereits nachgedruckt worden waren. Zum Zeitpunkt der Williams-Veröffentlichungen wären die ausgelassenen Storys FF #10 & #12, #21 und #44 eventuell auch in Form der  Nachdrucke verfügbar gewesen:

Nachdruckreihe Marvel Collector´s Item Classic [1965 – 1969]
MCIC
#8 [04/1967] enthält Fantastic Four #10
MCIC
#15 [06/1968] enthält Fantastic Four #21

Nachdruckreihe Marvel´s Greatest Comics [1969 – 1981]
MGC
#29 [12/1970] enthält FF #12
MGC
#33 [12/1971] enthält FF #44

Zumindest für FF #44 war man aber anscheinend guter Dinge, daß man doch noch auf eine der US-Vorlagen zurückgreifen und die Story würde nachliefern können.
[Page 416] [Page 417] [Page 419] [Page 420]

Gut möglich, daß man selbst bei Marvel USA nicht immer so genau wußte, in welchem Archiv denn welche Vorlagen steckten. So beschreibt Reinhard „Remo“ Mordek in seinem Interview in Sprechblase
#174/175 (erschienen 08/10 2000), wie er das „Marvel-Ablagesystem“ während seines Aufenthalts 1973/1974 in den Staaten selbst kennen- und wohl auch fürchten lernte...

Das größte „Beschaffungsproblem“ stellten aber offensichtlich Fantastic Four
#5/6 dar – beide Storys fehlen sowohl bei BSV als auch bei Williams – und bezeichnenderweise fehlen sie auch in der MCIC-Nach-
druckserie (in der FF
#2-4 & #7ff. nachgedruckt wurden) – offensichtlich fanden die Amerikaner die Vor-
lagen zu diesen Storys Ende der 60iger/Anfang der 70iger selbst nicht mehr...

 

VON WILLIAMS NICHT MEHR VERÖFFENTLICHT

FANTASTIC FOUR
#128-133

Wie man auf den Seiten PAGE 129 und 130 sieht wurde die weitere Planung noch bis Fantastic Four #133 vorgenommen; die Eintragungen hätten die Veröffentlichungen bis Februar 1979 abgedeckt, einmal mehr findet sich hier also der typische Dreimonatsvorlauf.
[PAGE 128] [PAGE 129] [PAGE 130]

 

ERGÄNZUNGEN ZU DEN WILLIAMS-VERÖFFENTLICHUNGEN


Wer gerne alle Fantastic Four-Storys auch in ihrer ungekürzten Form lesen möchte, sei auf Marvel Deutschlands Marvel Klassik Reihe (Band #4, Band #8 & Band #11) verwiesen. Darin finden sich die ersten 30 FF-Abenteuer (sowie Fantastic Four Annual #1), so daß lediglich FF #35 nicht von MD vorliegt.

Und natürlich finden sich in besagten Klassik-Bänden auch die meisten der bei Williams komplett fehlenden Fantastic Four Ausgaben (FF
#5, #6, #10, #12 & #21); die Hardcover-Bücher stellen also eine ideale Ergänzung zu den Williams-Ausgaben dar.

Als einzige der bei Williams ausgelassenen Storys erschien Fantastic Four #10 auch in Heftform, und das sogar zweimal: 
Im Gegensatz zu Williams hatte BSV die Story zur Verfügung gestanden HIT Comics #230 und auch von Marvel Deutschland existiert die Story in dieser „einzig wahren“ Form – als Open House Sonderausgabe (11/1998). 
Allerdings haben die Cover beider Ausgaben nicht mehr viel mit dem Original-Cover gemein – das HIT Comics Cover wurde komplett neu gezeichnet und die Open House-Ausgabe ziert – warum auch immer – eine modernisierte Version des Covers von Fantastic Four
#1.

Und auch Fantastic Four #44 erschien in deutscher Sprache, bis dato allerdings nur von BSV und wie alle HIT Comics der ersten Jahre in Schwarz-Weiß: HIT Comics #4 dürfte damit eine von BSVs interessan-
testen Marvel-Veröffentlichungen überhaupt sein. 
Zu schade, daß Marvel Deutschland 2000 die Gelegenheit nicht nutzte und für die Marvel Knight Packs auch FF
#44 nachdruckte (FF #46 & #52 wurden als Bonushefte den MK Packs #2/3 beigelegt), aber vermutlich plante Panini zu diesem Zeitpunkt auch noch, die Klassik-Reihe fortzusetzen (die Reihe ruht seit 09/2002).

Dafür veröffentlichte Panini Fantastic Four #1 gleich zweimal im Einzelheft-Format: als Beigabe der Marvel Knight Packs und nochmals als teure Gold-Stempel Ausgabe (die Gold-Stempel Ausgabe erschien darüberhinaus auch als von Stan Lee signierte Variant-Ausgabe, Auflage 111 Stück).

Abgesehen von FF
#10 & #44 finden sich leider keine der fehlenden Ausgaben bei BSV, denn gerade von den frühen FF-Ausgaben ließ BSV etliche Storys aus. Dennoch sind noch weitere der BSV-Hefte insbe-
sondere für FV-Fans interessant und das trotz aller Unzulänglichkeiten, wie die zum Teil abstrusen Über-
setzungen, in den ersten Jahren per Schreibmaschine eingefügten Texte (später Maschinensatz) und der Tatsache, daß der größte Teil der Hefte in Schwarz-Weiß gedruckt wurde (vgl. DIE 5 PHASEN DER HIT-COMICS von Wolfgang J. Fuchs). Gerade letzteres muß nicht unbedingt ein Nachteil sein – manch ein Fan schätzt gerade diese "unverfälschte" Schwarz-Weiß-Reproduktion, vom unvergleichlichen Charme der HIT Comics gar nicht zu reden. 

Denn einige der später bei Williams nur in gekürzter Form veröffentlichten Fantastic Four Storys, erschienen nur bei BSV vollständig. Abgesehen vom bei Williams gekürzten FF
#7 (das im Klassik-Band FV #1 vorliegt) sind somit von den BSV-Veröffentlichungen vor allem die HIT Comics #77/#81/#85 & #93 Geheimtips:

FF #7 in HIT Comics #150 (s/w)
...
FF
#28 in HIT Comics #85 (s/w)
...
FF
#35 in HIT Comics #93 (s/w)
...
FF
#74 in HIT Comics #77 (s/w)
FF
#75 in HIT Comics #77 (s/w)
FF
#76 in HIT Comics #81 (s/w)
...
FF
#78 in HIT Comics #85 (s/w)

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Condor allein deswegen schon keine Alternative darstellt, da hier nur FF #7 & #28 (in FV TB #1 & #2) veröffentlicht wurden – die Vollständigkeit und insbesondere fragwürdige Qualität der Condor-Taschenbücher einmal außen vor gelassen.

Als letzte Ergänzung ist Marvel Deutschlands Die Fantastischen Vier Schuber (01/1999) zu erwähnen, der eine Anschluß-Veröffentlichung an die Williams-Hefte darstellt. Der Schuber enthält – in der optischen Aufmachung ganz an Williams angelehnt – FF
#128-137. Wenn auch die Storys selbst keinen Glanzpunkt in der Marvel-Historie darstellen, so ist FV-Schuber doch zweifellos eine unumgängliche Erweiterung für jede Williams-Sammlung, zumal ein wesentlicher Teil der Storys nur bei Marvel Deutschland erschienen ist.

Anmerkung zu Fantastic four #116


Eine abschließende Bemerkung zu FV
#112/113. Das überlange US-Original (FF #116, 34 Seiten Umfang) erschien im November 1971, jenem Monat, in dem Marvel USA eine Preiserhöhung mit extra-langen Storys „versüßte“. 
Im Gegensatz zu Rächern (Rächer
#92 / Avengers #93) und Spinne (Spinne #103 / Spider-Man #102) entschied sich Williams bei den Fantastischen Vier dafür, die Story nicht zu kürzen, sondern auf 2 Hefte aufzuteilen. Was ohne Zweifel die bessere Entscheidung war.
[Page 127]

10.07.07
 
  EINLEITUNG

(DÄMON) TEIL 4

 ARTIKEL © 2007 GERNOT ZIPPERLING

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